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Snowboarden in Afrika?!

Mal ehrlich: Afrika kommt als Destination bei uns eher selten vor. Dabei kann man auf dem Kontinent Snowboarden, Skaten und Surfen perfekt miteinander kombinieren. Patrick Rauter hatte sich genau das vorgenommen und auf die Reise gemacht.

Ein Snowboarder wirkt vor diesem Hintergrund wie von einem anderen Stern | © Bianca Klausner
Ein Snowboarder wirkt vor diesem Hintergrund wie von einem anderen Stern | © Bianca Klausner

Wie kommt man auf die Idee, in den Süden Afrikas zu fliegen, um dort snowboarden zu gehen? Diese Frage haben uns vor unserer Abreise tatsächlich viele Leute gestellt. Für mich war Afrika als Snowboard-Destination genauso exotisch wie für wahrscheinlich die meisten Europäer, doch vor einigen Jahren sah ich einen Clip von Marko Grilc und Roope Tonteri [Grilosodes, Staffel 4, Episode 1; Anm. d. Red.], in dem sie einen Roadtrip durch Südafrika unternahmen. Dieser Trip beinhaltete Snowboarden, Surfen, Skaten und das alles kombiniert mit unglaublich vielfältiger Natur und offenen, freundlichen Menschen.

Travel-Tipps

  • Benzinpreise sowie das Essen, Unterkünfte usw. sind in etwa 30 % günstiger sind als in Österreich
  • Auto mieten
    • Internationaler Führerschein ist Voraussetzung
    • Navigationsgerät vorher buchen
    • Linksverkehr! Und im Zweifelsfall sollte man IMMER Vorrang geben

Von da an stand für mich fest, dass ich diesen Trip auch unbedingt machen wollte. Meine Freundin musste ich auch nicht lange überreden, denn Surfen und Snowboarden sind glücklicherweise ebenfalls ihre beiden großen Leidenschaften.

Diesen Anblick dagegen trifft man schon öfter an | © Bianca Klausner
Diesen Anblick dagegen trifft man schon öfter an | © Bianca Klausner

Der Flug nach Südafrika war für 800,- Euro von München über Dubai nach Johannesburg verhältnismäßig günstig. Johannesburg liegt näher an Lesotho und den weltbekannten Surfspots um Durban, daher entschieden wir uns für „Joburg“ als Ziel. Keine ungefährliche Stadt und uns wurde bei unserer Ankunft mehrmals dringend geraten, uns als weiße Europäer nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Straße blicken zu lassen. Dieses Gefühl – hier weiß, dort schwarz – begleitete uns während unseres Aufenthaltes in Johannesburg ständig. Die Wunden der Apartheid, auch nach 30 Jahren nach Aufhebung der Rassentrennung, sind noch längst nicht verheilt.

Die Wiege der Menschheit | © sahistory.org.za
Die Wiege der Menschheit | © sahistory.org.za

Am nächsten Tag holten wir unser ziemlich günstiges und super ausgestattetes Mietauto ab. Vollgepackt mit unseren Snow-, Surf- und Skateboards sollte es nun losgehen. Dank Mietwagen konnten wir relativ spontan entscheiden wo wir hinwollten und so fuhren wir erstmal zum nahegelegenen Cradle of Humankind (übersetzt „Wiege der Menschheit“), wo wir eine Höhlenwanderung machten und im angeschlossenen Museum die Fossilien sowie die Werkzeuge der ersten Menschen bestaunten. „We’re all out of Africa“, stand dort über dem Eingangstor und diesen Satz sollte sich mancher rechts-konservative Politiker in Mitteleuropa mal auf der Zunge zergehen lassen.

Travel-Tipps

  • Impfungen gegen Tollwut, Hepatitis oder Gelbfieber werden empfohlen
  • Stromadapter nicht vergessen
  • Neopren-Anzug kann man, muss man aber nicht einpacken, da Wassertemperatur in Indischen Ozean bei 20 Grad Celsius liegt
  • Verleih von Surfboards und Neos auch vor Ort problemlos möglich
  • Bei der jeweiligen Fluglinie informieren, was man alles ohne Aufpreis (Surf-, Snow- und Skateboards) mitnehmen darf

Da für die nächsten Tage laut Wetterkarte im Skigebiet eher bewölktes Wetter angesagt war, entschieden wir uns zunächst in den Nationalpark Hluhluwe-Imfolozi zu fahren. Schon bevor wir in den Park fuhren, sagte ich zu meiner Freundin: „Wenn wir einen Löwen sehen, lasse ich ihn mir als Tattoo stechen!“ Nun ja, seit diesem Trip prangt nun also ein kleiner Löwenkopf auf meinem Oberarm zum Andenken.

© Bianca Klausner
© Bianca Klausner

Am Abend versprach der Wetterbericht schönes Wetter für das Skigebiet, also machten wir uns am nächsten Tag früh auf. Afriski – das Gebiet – liegt in Lesotho, einem Binnenstaat bzw. einem Königreich innerhalb Südafrikas. Das Skigebiet selbst liegt auf etwa 3.250 Meter Seehöhe und allein die Fahrt dorthin durch die einzigartige Landschaft ist schon ein Erlebnis für sich. Da ich das Gebiet schon aus dem eingangs erwähnten Video kannte wusste ich, dass wir unseren Lawinenpieps sowie Jacken oder gar Funktionsunterwäsche mit gutem Gewissen daheim lassen konnten. Leider hatten sie in jener Saison gar keinen Naturschnee und mussten die beiden Pisten vollständig mit Kunstschnee beschneien. Wir wurden netterweise vom Skigebiet mit gratis Liftpässen versorgt, die für afrikanische Verhältnisse sehr teuer sind. Es gibt nur zwei Pisten, aber das Tagesticket kostet um die 30,- Euro. Zur gleichen Zeit trainierte dort auf einer Piste auch das südafrikanische Ski-Nationalteam und die waren durchaus ernsthaft bei der Sache. Bei uns stand natürlich der Spaß im Vordergrund und nach ein paar Aufwärm-Runden zog es uns schon Richtung Snowpark. Dabei mussten wir uns immer wieder vergewissern, dass wir gerade in Afrika beim Snowboarden sind und konnten uns bei diesem Gedanken ein Lächeln nicht verkneifen.

Der Snowpark heißt Kapoko (so nennt man in der Landessprache von Lesotho den Schnee) und die Shaper kamen alle aus aller Herren Länder, von Whistler über Neuseeland bis in die Niederlande. Der Snowpark besteht aus kleinen Sidehits, Hips und Kicker, die sich mit verschiedenen entspannten Jibobstacles abwechseln. Es fühlte sich eher an, als wäre man in einem Skate- statt in einem Snowpark. Und ich muss ich zugeben, dass sich da einige Parks in den Alpen etwas abschauen könnten.

Travel-Tipps

  • „Das ist gleich um die Ecke!“ bedeutet in Südafrika, dass man durchaus noch einmal mit einer guten Stunde Autofahrt rechnen sollte
  • Bei Safaris/Bergstraßen ist ein geländegängiges Auto empfehlenswert
  • Kreditkarte nicht vergessen!
  • Geo-Control-Funktion bei der Bankomatkarte vorher online deaktivieren

Mir persönlich gefällt ein verspielter, kreativer Snowpark viel mehr als eine 3er Pro-Kicker-Line, wo viele Leute einfach nur noch Ihre Tricks abspulen, aber das ist nur meine subjektive Sichtweise. Auf jeden Fall wird man so nicht in verschiedenen Lines – dort Pro, hier Medium usw. – separiert, sondern kann einfach gemeinsam eine Session fahren und durch die überschaubare Größe auch den anderen beim Fahren zuschauen und anfeuern. Was sich ebenso extrem von der Szene im Alpenraum unterscheidet ist, dass dort gar nicht auf den Kleidungsstil und wenig auf die Ausführung eines Tricks geachtet wird. Selbst wenn jemand einen Trick steht, der nicht besonders clean ausgesehen hat, wird er oder sie trotzdem beklatscht. In Europa gibt es da gleich mal einen kleinen Diss vom Lift oder in der Warteschlange.

© Bianca Klausner
© Bianca Klausner

Daneben gibt es noch eine lustige Snowtube-Bahn und einen recht großen Bikepark, der allerdings im südafrikanischen Winter geschlossen ist. Die Locals sind freundlich, voll motiviert und die ganze Belegschaft des Resorts war uns gegenüber ebenso aufgeschlossen und hilfsbereit, sodass wir dort eine tolle Zeit hatten. Zwei, drei Tage reichen hierbei aber – bedingt durch die geringe Größe des Skigebiets und den fehlenden Schnee – völlig aus und so fuhren wir erschöpft, aber glücklich Richtung Durban an die Westküste.

Für die Fahrt auf dem Sani-Pass braucht man starke Nerven | © Wikipedia
Für die Fahrt auf dem Sani-Pass braucht man starke Nerven | © Wikipedia

Neben den vielen Bergdörfern in Lesotho, mussten wir dann den gefürchteten Sani-Pass runterfahren. Ich habe schon so einiges erlebt, aber diese Strecke ist so dermaßen steil, eng, kurvig und die „Straße“ in einem derart desolaten Zustand, dass wir kurzfristig überlegten, die komplette Strecke wieder zurückzufahren und damit 8 zusätzliche Stunden Fahrtzeit in Kauf zu nehmen. Doch der Ausblick an der Abfahrt beim Sani-Pass verzeiht so manchen Total-Absturz und Beinahe-Herzinfarkt. Als wir in Durban ankamen, verbrachten wir die restliche Zeit damit, im erstaunlich warmen Indischen Ozean zu surfen (um die 20 Grad Celsius Wassertemperatur im Winter!) oder die Skateparks auszuchecken. Die Unterkünfte in Durban sind billig, der Strand & die Promenade wunderschön, der Swell relativ konstant gut und es ist auch verhältnismäßig sicher.

Patrick testet die Flow-Ride-Anlage | © Bianca Klausner
Patrick testet die Flow-Ride-Anlage | © Bianca Klausner

Ein absolutes Highlight war auch der Wasserpark inkl. der Flow-Ride Anlage, die man für 8,- Euro die Stunde fahren konnte. Ich konnte so eine Anlage schon vor ein paar Jahren in Chile ausprobieren und kann nur sagen, dass es aus meiner Sicht wohl mit zu den lustigsten Aktivitäten überhaupt zählt. Wir mussten nie lange anstehen und gerade wenn der Swell im Meer nicht so gut oder die Skateparks zu überfüllt waren, war die Flow-Ride-Anlage die perfekte Alternative. Schade, dass es sowas nicht auch bei uns gibt – es wäre auf Wochen hin ausgebucht.

Travel-Tipps

  • Nicht mit Foto- und Videokameras in Touristenmanier durch die Straßen laufen
  • Bestimmte Warnhinweise von Einheimischen bezüglich No-Go-Areas in bestimmten Stadtteilen sollte man auf keinen Fall ignorieren
  • Die Zeit genießen, spontan & freundlich sein
  • Nicht zu sehr auf einen starren Reiseplan fixiert sein, um auch mal ein, zwei Tage mehr Zeit an einem Ort verbringen zu können

Ich durfte schon an vielen Orten auf der Welt snowboarden, aber Südafrika sticht durch seine einzigartige Fülle an kultureller Vielfalt, Geschichte sowie den unterschiedlichsten Landschaften und der Vielzahl an Sportmöglichkeiten heraus. Es ist unmöglich, die ganzen Eindrücke dieser Reise wiederzugeben und ich kann im Rahmen dieser Travel-Story nur einzelne Episoden herauspicken, aber wir können Südafrika jedem Boardsport-Begeisterten nur wärmstens empfehlen. Lange wird es kein Geheimtipp mehr sein.

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