Nitro Snowboards – Ein Kind der Alpen

Spätestens seit 28 Winters sollte auch dem letzten Snowboarder bewusst sein, dass Nitro ein Kind der Alpen ist, das Tommy und Sepp über 28 Jahre großgezogen haben. Es war schon erstaunlich zu beobachten, dass nach der Filmpremiere in München viele Besucher völlig überrascht davon waren, dass das Nitro-Headquarter in Oberammergau und nicht irgendwo in den USA liegt. Tommy ist Mitte der Siebziger als Jugendlicher in dem oberbayrischen Dorf aufgewachsen und wollte vor allem Skaten und Surfen. Skaten war im Sommer kein Problem, nur Surfen war aufgrund der geografischen Lage und seines Alters nicht m.glich. Als er eines Tages in amerikanischen Skatemags die ersten Fotos der Snowboard-Pioniere Chuck Barfoot und Tom Sims entdeckte, war er sofort angezündet von dem was er da sah und wollte es ihnen gleichtun. Kurzerhand baute der junge Tommy einen Wasserski mit Griptape, Teilen einer Langlaufskibindung und einem Fahrradschlauch zu einem Skiboard um und begann damit seine ersten Lines durch den Schnee zu ziehen. Für den späteren Nitro-Gründer ging ein kleiner Traum in Erfüllung, denn für ihn war klar: So ähnlich musste sich Surfen anfühlen! Es beginnt eine Reise durch die Welt der ersten Shapes, wie sich Sepp und Tommy kennengelernt und gefunden haben und gemeinsam für GNU Snowboards arbeiteten. Doch wie sollte es anders sein, die Meinung der Oberbayern war nicht mit der der damaligen GNU-Lizenznehmer übereinstimmend, woraufhin sich die beiden mit einem Board-Shape namens Nitro selbstständig machten. Der Zeitpunkt war gut, denn genau zu dieser Zeit setzte der große Boom ein, der den Sport in kürzester Zeit explodieren ließ, wovon auch Nitro stark profitierte. Sehr unterhaltsam erzählen die beiden Gründer von einer verrückten Bestellung aus den 1990ern aus Japan, als ein Container voller Snowboardes bestellt wurde, egal welches Modell und Länge, Hauptsache Snowboards!

Die Nitro-Teamweeks waren schon immer legendär. Sepp und Tommy spielten in der Team-Band und die Abende waren schwer feucht-fröhlich | © Nitro
Die Nitro-Teamweeks waren schon immer legendär. Sepp und Tommy spielten in der Team-Band und die Abende waren schwer feucht-fröhlich | © Nitro

Der Sport war hyped und in Japan wurden die Bretter wie warme Semmeln als Accessoires verkauft, damit man sich so ein Ding aufs Auto binden oder ins Wohnzimmer stellen konnte, um Teil des Trends zu sein. „Zu dieser Zeit sind ständig Reklamationen reingekommen“, erinnert sich Tommy. „Nur aus Japan kamen keine, da die Bretter größtenteils eben überhaupt nicht zum Snowboarden gekauft wurden!“ An dieser Stelle befinden wir uns exakt in der Filmmitte von 28 Winters, als die Japan-Geschichte Sepp und Tommy ein dickes Honigkuchengrinsen ins Gesicht zaubert. Bis auf die Tatsache, dass sich die beiden mit einem GNU-Modell namens „Nitro“ selbstständig gemacht haben, ist der Film frei von Eigenlob und Nitro-Allüren, was einen spätestens jetzt entspannt zurück in die Couch fallen lässt, denn der Film ist Gott sei Dank weder eine Werbeveranstaltung noch selbstverliebt, sondern einfach super Infotainment mit der richtigen Mischung aus gutem Snowboarden und interessanten, humorvollen Geschichten.

Jeremy Jones | © Nitro
Jeremy Jones | © Nitro

„Nitro hat nicht nur eine lange Geschichte im Snowboarding, sondern sie haben auch viel für die Geschichte des Snowboardens getan. Nitro war und ist immer noch loyal gegenüber der Core-Szene und mit Herz und Leidenschaft bei der Sache. Es ist ein schönes Gefühl, die Jungs hinter dem Brand zu kennen und mit ihnen zu arbeiten“ – Jeremy

Aber ja, es wird dann doch noch etwas Nitro-like, denn einige Fahrer erzählen aus ihrer Sicht, was sie über Nitro und seine Gründer denken. Aber keine Angst, die Hommage des Teams ist top, denn Blumensträußen wie zum Beispiel dem von Eero Ettala schaut beziehungsweise hört man gerne. Der Finne vergleicht seinen Chef Tommy mit seinen anderen beiden Chefs bei Oakley und Red Bull und kommt zu der Erkenntnis, dass es für ihn undenkbar sei, den beiden einen Hieb in den Bauch zu verpassen und anschließend gut gelaunt gemeinsam ein Bier an der Bar trinken zu können. Bei Tommy hingegen kann er sich das sehr wohl vorstellen. Na denn Prost!

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