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Martin Haslwanter – der Burton Teammanager im Interview

Wer ab und zu auf Contests unterwegs ist, wird sein Gesicht kennen. Die Präsenz des Burton TM ist einerseits auf sein Team zurückzuführen, aber seine Größe lässt ihn leuchtturmartig zwischen den meist kleiner gewachsenen Ridern erscheinen. Ein Leuchtturm trifft auf „Hasi“, wie Martin Haslwanter von allen genannt wird, auch insofern zu, da er gefühlt schon vor der Gründung von Burton dort Teammanager war. Will heißen, Hasi ist ein alter Hase im Geschäft und hat über die gefühlten 200 Jahre TM-Tätigkeit so ziemlich jeden Big Name, der im Hause Burton herangereift ist, von der „Wiege“ bis in den „Ruhestand“ begleitet. Hasi ist in Europa zweifellos der All Star unter den Teammanagern, weshalb wir den Tiroler zum All-Star-Gespräch gebeten haben.

13 FOR OVER 13 presents Martin Haslwanter

Wer Ihn noch nicht kennt, der wird Ihn jetzt kennenlernen. Hier mal zum aufwärmen ein kleines Intro-Video aus dem Burton-Archiv.

Das Interview mit Martin Halswanter aka “Hasi”

Interview & Text Sebastian Gogl
Hasi ist in Europa zweifellos der All-Star unter den Teammanagern, weshalb wir den Tiroler zum All-Star-Gespräch gebeten haben.

Hasi, du bist ein gutes Vierteljahrhundert als Teammanager im Geschäft. Welche Frage war die absolut dämlichste, die dir in dieser langen Zeit gestellt wurde?

Mmhh guter Start … Wahrscheinlich diese Frage. [lacht] Nein, es ist definitiv diese Frage: „Hey Hasi, was muss mein Kind machen, damit es ins Global Team kommt und zu Olympia fahren kann?“. Diese Frage kommt wirklich mindestens einmal im Jahr und kurz nach Olympia sicher zehnmal.

„Terje wurde nicht gedropt oder gekickt, sondern sein Vertrag wurde nicht verlängert, was ein riesigeR Unterschied ist.“

Von Terje Håkonsen bis Shaun White waren und sind immer noch viele der Big Names bei Burton unter Vertrag. Wen hättest du gerne in deiner Laufbahn ins Burton Team geholt, der sich gegen eine Zusammenarbeit mit Burton entschieden hat?

Es gab und gibt viele die ich super finde und denke, dass sie toll ins Team gepasst hätten oder würden, aber es ist auch wichtig, dass andere Firmen ein super Team haben. So auf die schnelle sage ich jetzt Arthur Longo. Super Snowboarder, kreativ und mega nett, aber er war und ist mit seinen Sponsoren glücklich und somit kein Thema.

Um uns herum bricht immer wieder die Diskussion los, warum so wenig Firmen an ihren Stars festhalten, wenn sie älter werden. Burton hatte lange Zeit alle potenziellen „Pelé´s“ des Snowboardens unter Vertag und hat sie ziehen lassen oder sie vor die Tür gesetzt. Was ist der Grund dafür, dass die Generation 30+ im Snowboarden eine so untergeordnete Rolle spielt?

Martin Halswanter - Team & Resort Marketing Manager Europe.
Aus dem Prime Snowboarding Magazine #28

Das unterschreibe ich nicht. Wir haben die meisten Fahrer wirklich lange unter Vertrag und wissen ihre Loyalität auch zu schätzen. Irgendwann muss man aber auch realistisch sein und Leute ziehen lassen, damit auch wieder Platz für junge aufstrebende Talente frei wird. Legendenstatus verlieren sie ja trotzdem nicht, wie das Beispiel von Pelé zeigt. Denn bei welchem Verein ist oder war er unter Vertrag? Er als Person ist die Legende … Ich denke nicht, dass ihn irgendein Verein oder Sponsor noch bezahlt, weil er in Vergangenheit für sie gespielt hat.

Als vergangenes Jahr Terje von Burton gedropt wurde, gab es viele kritische Stimmen zu dieser Entscheidung. Kannst du uns aus Sicht von Burton etwas Licht ins Dunkel bringen, was zu der Trennung mit Terje führte?

Punkt eins und das ist einmal das Wichtigste: Terje wurde nicht gedropt oder gekickt, sondern sein Vertrag wurde nicht verlängert, was ein riesigen Unterschied ist. Er ist ihn komplett ausgefahren. Die Welt verändert sich täglich und es gibt Aussagen, die wir als Firma nicht unterstützen können und wollen. Terje und Donna [Donna Carpenter, Chefin von Burton, Anm. d. Red.] waren ständig im Austausch und nur sie beide kennen die Gründe, warum sie sich auf getrennte Wege geeinigt haben. Terje ist eine Legende und ich bin ein absoluter Fan von ihm als Fahrer. Ich habe ihn gerne als Reisebegleiter, weil wir über so viele Dinge gesprochen haben und wir es wirklich immer lustig hatten. Ich hoffe auch, dass sich das Ganze nicht auf unsere Freundschaft auswirkt.

Eero Ettala arbeitet seit Tag eins seiner Karriere mit Oakley und Nitro zusammen. In seinem Interview hat er uns erzählt, dass für ihn Loyalität wichtiger war als höher dotierte Verträge. Wie viel langfristige Loyalität lässt dein Job als Teammanager zu, wo es doch immer um die bestmögliche Weiterentwicklung geht?

Ja, Eero ist ein feiner und lustiger Kerl! Ich fand es von ihm immer super, dass er eben diese Loyalität durchgezogen hat und auch von Nitro und Oakley, dass sie ihn immer unterstützen. (PS: @Eero you still owe me something ☺ ) Eero hat sich auch immer weiterentwickelt und somit ist es auch okay ihn über Jahre zu unterstützen. Als TM macht es das immer leichter und ich denke auch, wir haben einige die von Teenie-Zeiten bis zu ihrem Karriereende im Team bleiben und sogar danach in der Company einen Job bekommen haben.

Einer dieser Fahrer ist Grilo oder jetzt muss ich leider schreiben, war Grilo. Dieser Verlust schmerzt mich persönlich sehr und ich denke jeden Tag an ihn. Er war immer loyal uns gegenüber und wir ihm und das wird sich auch jetzt, trotz seines Ablebens, seiner Familie gegenüber auch nicht ändern.

Wenn wir schon bei der Performance sind. Fredi Kalbermatten hat uns erzählt, dass man heute als Fahrer nur eine echte Chance hat, wenn man genügend Follower besitzt. Wie schlagen sich inzwischen die Follower-Zahlen auf die Gehaltschecks der Fahrer aus?

Natürlich schauen alle auf die sozialen Medien und Netzwerke. Ich meine, wir sind ja nicht im Jahr 1999, aber in erster Linie schauen wir schon auf die Performance und wie jemand Snowboard fährt. Und mal logisch gedacht…wenn jemand super fährt und damit Aufmerksamkeit auf sich zieht, kommen die Follower und nicht umgekehrt oder? Wichtigstes Kriterium ist aber immer noch das Fahren und der Spaß am Snowboarden, den unser Team definitiv hat, transportiert und auch lebt.

Ist inzwischen die Follower-Zahl für dich als Teammanager ein Kriterium bei der Verpflichtung von Fahrer*innen?

Nein, ich denke das habe ich hoffentlich bei der Frage zuvor schon eindeutig beantwortet.

Eero und Fredi meinten auch, dass heute das Niveau der Contest Rider so hoch ist, dass der „Normal-Snowboarder“ den Bezug zum Sport nicht mehr herstellen kann. Gibt es Kategorien, in die eure Teamfahrer aufgeteilt sind und auch gescoutet werden, um neben dem Spitzensport auch die Präsenz an der „Basis“ zu sichern?

Da haben Eero und Fredi auch recht, aber nennen wir doch die (FIS) Contests jetzt einfach mal die Formel 1 des Snowboardens. Hier geht’s um höchste Performance und Medailien. Das „normale“ Snowboarden wird immer einen Stellenwert haben und wird auch durch sehr viele Snowboarder gezeigt und gelebt – auch von denen, die sozusagen in der Formel 1 unterwegs sind, wenn sie eben keine Startnummer tragen.

Ein Snowboarder wird sich auch während seiner Karriere weiterentwickeln. Einige gehen mehr in die Contest-Schiene, andere mehr in in Richtung Street und wieder andere mehr ins Backcountry. Snowboarden ist so groß und breit, dass jeder seinen Platz finden kann.

Gerade heuer sah ich neben der „Formel 1“ super Dinge passieren, wie z. B. Natural Selection auf der Powder-Seite oder auch DIY von Ethan Morgan in Innsbruck auf der komplett anderen Seite des Street-Fahrens. Wie gesagt, im Snowboarden gibt es so viel Raum für Neues. Übrigens zielt die Mystery Tour dann eben genau auch auf diese Seite des Snowboardens ab, dass auch der nicht „Super-Über-Pro“ bei einem Event sich mit seinen „Helden“ der Szene messen bzw. einfach im gleichen Contest mitfahren kann. Ich denke, all diese Dinge helfen auch der Basis und der „Core“-Szene.

Shaun White hat angekündigt, dass er nach Olympia aufhören wird. Traust du ihm ein „Happy End“ mit einer weiteren Goldmedaille zu?

Ich traue Shaun eine Medaille zu, auch wenn die Farbe wohl nicht Gold sein wird. Shaun ist unglaublich und wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann hängt er sich zu 1000000% dafür rein. Nur mal so zur Erinnerung. Shaun fährt zu seiner fünften Olympiade und ist das fünfte Mal ein ernstzunehmender Medaillienanwärter. Übrigens hat er schon mit Turin, Vancouver und Pyon Chang 3 Goldmedaillien!

Auf welche „Pferde“ aus dem Burton-Stall setzt du dein Geld an den Olympischen Spielen?

Das bleibt mein Geheimnis. Ich will den Mädels und Jungs nicht noch zusätzlich von meiner Seite Druck geben. Ich kann euch ein Kuvert geben mit meinen Tipps darin versiegelt und ihr öffnet es am Abend der Preisverleihungen der jeweiligen Disziplin.

Das Duell zwischen Burton und Nitro, erinnert beim Thema Abwerben von Fahrern immer wieder an den FC Bayern und BVB Dortmund. Gibt es im Snowboarden eine Art Transferfenster oder einen Kodex, wann und wie man Leute abwerben darf bzw. nicht aktiv werden sollte?

Also, wir respektieren uns gegenseitig und werben aktiv niemanden direkt ab oder an. Wenn ein Fahrer von Burton zu Nitro will oder umgekehrt, wird es in Erwägung gezogen und sicher keine Steine in den Weg gelegt. Andi Auerhammer von Nitro und ich verstehen uns ja auch sehr gut und da gibt es sicher nicht so etwas wie Bayern vs BVB.

Leider ist es einmal passiert, aber da waren wir uns auch einig, dass weder Burton noch Nitro und schon gar nicht der betroffene Athlet, schuld war. Ich denke aber, dass nicht nur Andi und ich das so sehen, sondern im Prinzip alle Firmen. Schlussendlich wollen wir alle nur das Beste für die Fahrer und die Firma für die wir arbeiten bzw. eigentlich wollen wir alle den Snowboard-Sport puschen.

Du bist seit Beginn deiner beruflichen Laufbahn mit Burton „verheiratet“. Hat es dich nie gereizt zu einem anderen Arbeitgeber zu wechseln?

Natürlich kamen Angebote von anderen Firmen, aber ich sah Burton wirklich immer als meine zweite Familie. Ich war und bin eben ein grosser Fan des Burton-Teams und wir haben auch so viele coole und nette Mitarbeiter, die auch zu mir gestanden haben bzw. an meiner Seite waren, wann auch immer ich sie brauchte. In guten wie in schlechten Zeiten, um bei deiner „Heirat“ zu bleiben.

Du hast nicht nur viele Teamfahrer kommen und gehen sehen, sondern auch bei Burton Europe hat inzwischen die Belegschaft mehrfach gewechselt. Welche Vorteile bringt dir dein Last-Man-Standing-Status in der Firma ein?

Es sind einige schon so lange da und das ist gut so. Wichtig ist aber, dass man sich als Mitarbeiter, egal in welchem Business, sich auch weiter- und mitentwickelt. Der große Vorteil ist natürlich, dass ich viele Dinge von früher weiß, aber eben auch dass ich ein mega gutes Verhältnis zur Familie Carpenter und der kompletten globalen Burton-Belegschaft habe.

Und welche Nachteile bringt die lange Betriebszugehörigkeit mit sich?

Mmhh, da fällt mir spontan nichts ein. Vielleicht nehmen wir hier wieder das Beispiel einer Hochzeit. Eine Scheidung wäre sehr sehr schmerzhaft.

Früher war neben dem Riding auch die Persönlichkeit ausschlaggebend, wie erfolgreich ein Snowboard-Pro war. Ohne Rockstar Attitüde ging medial wenig. Das Riding-Level der Fahrer*innen heute ist extrem hoch, aber nach der On Snow Performance kommt wenig. Fehlt Snowboarden ein Romain de Marchi oder Max Plötzeneder?

Ich denke, wir haben schon noch Rockstars, aber sie geraten in der schnelllebigen Zeit der sozialen Netzwerke schneller in Vergessenheit. In den früheren Jahren gab es kein Insta oder FB, tiktok usw. und somit hast du mit Spannung auf das neueste Magazin gewartet bzw. auf die neuesten Filme, die nie vor September da waren. Somit gab es viel mehr Hype um das Ganze, denn das Zeitfenster war auch kleiner. Heute siehst du den neuesten Trick nach 5 Minuten schon auf den sozialen Netzwerken…Der geht viral, aber eben dann schnell wieder runter, da schon das nächste große Ding im Netz ist.

Grundsätzlich ist der Sport einfach professioneller geworden und vor einem Contest siehst du sicher weniger Fahrer um 3 Uhr in der Bar (was eben zu einem Rockstar-Leben „dazu gehört“). Aber wie schon vorher erwähnt ist das die Formel 1 und da musst du eben 100% mit Kopf und Körper dabei sein! Ich finde wir haben aber schon noch Rockstars, wenn ich an Mark, Anna, Travis oder Halldor denke.

In dieser ALL-STAR Issue, porträtieren wir Menschen, die Snowboarden über einen langen Zeitraum geprägt haben und es heute noch tun. Wer müsste deiner Meinung nach Teil dieser Ausgabe sein?

Da fallen mir einige ein, aber einer über den man ein Buch schreiben könnte, ist wohl Dimitri Fesenko. Alleine wenn ich seinen Namen ausspreche, muss ich lachen und an die lustigen Zeiten denken.

Welche Frage würdest du stellen, wenn du das Interview Dimi führen würdest?

Dimi, how are you and tell us a bit about your life! Das würde reichen und Leute würden sich nicht mehr einkriegen bei seinen Erzählungen.

Wir sind fast am Ende. Ein echter ALL-STAR muss an dieser Stelle eine würdige Anekdote zum Besten geben. Wie lautet deine?

Ich war mal mit Terje in Davos bei einem Event. Wir gingen dann zur Party, die war komplett voll und der Türsteher ließ uns nicht rein. Plötzlich hörten wir hinter dem Türsteher einen rufen: „Hey das ist Terje Haakonsen, den musst du rein lassen!“ Darauf der Türsteher: „Den Trick habe ich heute schon 10 mal gehört.“ Wir mussten beide lachen sind abgezogen und waren dann Billiard spielen.

Wenn Dir das Interview gefallen hat hol Dir unsere aktuelle Ausgabe mit vielen weiteren Interviews der Snowboard-All-Stars! Hier geht´s zur aktuellen Ausgabe!