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Wir haben uns für euch mit der Geschichte des Nine Knights/Royals/Queens beschäftigt und auch den Gründer der Contest-Serie – Nico Zacek – zum Gespräch geladen. Als im vergangenen Frühjahr die ersten Bilder vom Suzuki Nine Knights in Watles die Runde machten, gab es wohl niemanden, der nicht begeistert war von dem, was sich da seinen Augen bot. Eine monströse Hip mit drei Absprüngen war in dem Obervinschgauer Resort gen Himmel gewachsen. Fünfzehn Meter hoch und sechzig Meter lang, das waren die Ausmaße des Features, an dem sich die angereisten Fahrer eine Woche lang austoben konnten. Der Nine Knights ist immer ein besonderer Contest und die 2016er Ausgabe keine Ausnahme. Mit „The Perfect Hip“ gab es seit vielen Jahren wieder einmal eine Session, die diese legendäre Form eines Features in den Mittelpunkt des Geschehens rückte. Fahrer wie Zuschauer waren gleichermaßen begeistert. Grund genug, sich das Event genauer anzuschauen.

Dropping in! | © Nine Knights
Dropping in! | © Nine Knights

im Dreiländereck unweit der schweizerischen und österreichischen Grenze ist Teil der Sesvennagruppe und der Allgemeinheit eher als kleines, gemütliches Familien-Skigebiet bekannt. Die meisten Sonnenstunden in der Ortler Skiarena bekommt man hier ab, auf den breiten Pisten lässt es sich entspannt mit dem Nachwuchs die ersten Schwünge üben und wem doch einmal nach höheren alpinen Anforderungen ist, der kann sich die ausgeschriebenen Touren vornehmen und ins Backcountry aufmachen. Vom 29. März bis 02. April 2016 war es aber für eine Woche vorbei mit der Beschaulichkeit. Ein riesiges Gebilde aus Schnee wuchs dank langer Planung und Vorbereitung in kürzester Zeit in den Himmel und wurde zu einem Feature geformt, wie man es nur vom Nine Knights kennt.

Es muss nicht immer nur um Höhe gehen, das Setup eignet sich auch perfekt zum Jibben | © Nine Knights
Es muss nicht immer nur um Höhe gehen, das Setup eignet sich auch perfekt zum Jibben | © Nine Knights

Der Event ist seit seiner Gründung vor neun Jahren bekannt für seine spektakulären und kreativen Features mit zahlreichen Absprüngen und Variationen verschiedenster Lines. Angefangen hatte damals alles mit einem einzigen Sprung, im Laufe der Jahre wurde das Konzept jedoch ständig erweitert, bis 2015 sogar eine Miniramp für Skater in das Schloss-artige Setup integriert wurde. Je vielfältiger und aufwendiger ein solches Setup wird, desto mehr Schnee wird natürlich auch benötigt. Im letzten Jahr war das Event bei einem Schneebedarf von 170.000 Kubikmetern Schnee angekommen. Eine unvorstellbare Menge. Was sollte also 2016 passieren? Wollte man sich noch weiter vergrößern? Noch mehr Variationen und Absprünge einbauen? Noch mehr Fahrer einladen? Hat man einmal dieses Level erreicht, auf dem sich der Nine Knights als Event bewegt, gibt es meistens kein Zurück, kein „Downsizen“ mehr. Denn wer sich seine Zuschauer so erzieht, dass sie Jahr für Jahr ein immer größeres Spektakel erleben, läuft Gefahr, schnell an Aufmerksamkeit zu verlieren, wenn es weniger bombastisch wird. Glücklicherweise gibt es Ausnahmen.

Natürlich war die Hip mit ihren Ausmaßen ein gigantisches Feature, doch im Vergleich mit dem Aufwand, der in den Jahren zuvor betrieben wurde, war es ein recht ressourcenschonendes Feature. Die eingeladenen Fahrer wie auch die Zuschauer, die für den letzten Tag der Woche zum Public Contest Day auf den Berg kamen, waren gleichermaßen begeistert. Für uns Snowboarder sind Hips schließlich auch nicht irgendein beliebiges Feature, sondern fest mit unserer Geschichte verbunden. Ingemar Backmanns 8,5 Meter hoher Backside Air aus einer handgeshaptenHip in Rikgsränsen, Schweden, brachte ihm nicht nur den Respekt der gesamten Snowboard-Community und einige Magazin-Cover ein, sondern zementierte ein Bild dieses Tricks in unsere Köpfe, das bis heute nachwirkt und viele Fahrer orientieren sich noch immer an Ingemars unvergleichlichem Style. Man findet heute zwar immer noch Hips, entweder als Teil eines Setups (wie ja auch schon im vergangenen Jahr beim Nine Knights) oder von Hand geschaufelt am Pistenrand und im Backcountry. Doch in dieser Größe, wie sie bei „The Perfect Hip“ in Szene gesetzt wurde, gab es sie noch nicht. Es mutet ja auch ein wenig Old School an, besonders in Zeiten, wo mehr und mehr Corks und Drehungen in die Tricks eingebaut werden. Denn auch wenn eine Hip eine Vielzahl an Tricks zulässt, man bekommt bei so einer Session mehr Straight Airs zu sehen als bei allen anderen Contests zusammen.

Bevor die Pistenbullys anfangen können, werden die Features erst einmal von Nico von Hand entworfen | © Nine Knights
Bevor die Pistenbullys anfangen können, werden die Features erst einmal von Nico von Hand entworfen | © Nine Knights

Das technische Level unterschied sich gewaltig zu anderen Contests. Sebbe de Buck gewann den Public Contest mit einem Frontside 360° Indy Grab und einem Double Backflip. Bei jedem anderen Event würde man mit solchen Tricks nicht in die Nähe des Podiums gelangen, doch hier ging es eben nicht allein um das technische Level der Tricks, sondernum Style und Höhe. Eine mehr als angenehme Abwechslung, auch für die Zuschauer. Die Veranstalter hatten jedochnicht nur die Grundlagen für eine abwechslungsreiche und für alle Beteiligten unvergessliche Session geschaffen, sondern noch etwas anderes im Sinn. Der Rekord für den Highest Air lag – zumindest im Snowboarden – viele Jahre unerreicht bei 9,80 Metern. Aufgestellt hatte ihn kein Geringerer als Snowboard-Pionier und lebende Legende Terje Haakonsen im Zuge der Arctic Challenge 2007. Die Zeit war also reif, sich an diesen Rekord heranzutasten und mit dieser Hip waren die Voraussetzungen ideal. Wie uns Nico Zacek, der Gründer des Nine Knights, im Interview verrät, hätte keiner damit gerechnet, den Rekord wirklich zu knacken. Doch nachdem die Skifahrer ihren Rekord bereits am ersten Tag deutlich überschritten hatten, war klar, dass auch bei den Snowboardern einiges möglich war. Und genau so kam es auch. Nach einem spannenden Finale sicherte sich der Schweizer Halfpipe-Ästhet Hitsch Haller am Ende einen Eintragin die Annalen des Snowboardens. Beinahe ein Jahrzehnt nach Terje flog er mit einem Backside Air 11,30 Meter aus der Hip und setzte die neue Marke, an der es sich in Zukunft zu messen gilt.

Und später am Rechner geplant | © Nine Knights
Und später am Rechner geplant | © Nine Knights

Noch ist der Nine Knights im Snowboarden ein ganzes Stück davon entfernt, bei der Elite der Contest-Szene auf der Prioritätenliste vorne aufzutauchen. Der ein oder andere stört sich sicherlich daran, dass Skifahrer und Snowboarder einen Contest gleichzeitig fahren. Doch wenn wir uns die Contest-Landschaft in Europa betrachten, ist es doch gut, dass es ein solches Format gibt, oder nicht? Ein Format, das Abwechslung in die sonst oft sehr ähnlich aufgebauten Contests bringt und Möglichkeiten bietet, die ein regelkonformer Slopestyle-Kurs nicht leisten kann. Durch seine Unabhängigkeit kann sich der Nine Knights frei am Feedback der Fahrer und der eigenen Crew orientieren. Der Erfolg gibt ihm Recht. Kein Zweifel, wir brauchen die „normalen“ Contests, aber Snowboarden ist vielfältig und kreativ und wird immer Platz haben für Events, die aus der Reihe tanzen und ihren eigenen Weg einschlagen.

>> Nico Zacek, der Gründer des Nine Knights, Nine Queens und Nine Royals gibt euch im Interview auf der nächsten Seite einen Blick hinter die Kulissen.