Inhaltsübersicht:

Interview: Nico Zacek

Nico Zacek ist bei weitem auch im Snowboarden kein Unbekannter. Der ehemalige Freeski-Pro ist ein vielbeschäftigter Mann. Wenn er nicht gerade bei den unterschiedlichsten Events am Mikro hängt und die Menge bei Laune hält, kümmert sich um den Nine Knights, den er vor neun Jahren ins Leben gerufen hat. Die Ideen für neue Features sind ihm in all den Jahren noch nie ausgegangen, doch es gibt auch einige Grundsätze, denen der Event seit seinen Anfangstagen treu geblieben ist und bleiben wird. Wir haben ihn selbst vors Mikrofon geholt, um euch einen Einblick in die Geschichte und Hintergründe des Nine Knights zu geben.

Kein seltener Anblick: Nico mit dem Mikro an der Sprechorgel | © Nine Knights
Kein seltener Anblick: Nico mit dem Mikro an der Sprechorgel | © Nine Knights

Was sind die grundlegenden Ansätze des Nine Knights, auf die ihr von Anfang an gesetzt habt?
Gegründet habe ich den Nine Knights während meiner aktiven Karriere vor neun Jahren. Ich hatte das Glück Sponsoren zu haben, die offen waren für neue Ideen und uns unterstützt haben, diese umzusetzen. Die grundlegende Idee war, einen Riders Invitational zu machen. Heute ist das keine Seltenheit mehr, damals jedoch gab’s davon nicht viele. Wir waren einer der ersten „Rider by Rider“-Events. Wir wollten das für uns perfekte Event kreieren und haben aus all den verschiedenen Sessions und Contests die Ansätze ausgesucht, die uns selbst gefallen haben und die ganzen Dinge, die uns nicht getaugt haben, weggelassen. Das ist zum Beispiel der Grund, warum wir dem Event eine ganze Woche Zeit geben. Bei den traditionellen Contests ist genau das ja immer einer der Kritikpunkte: Du stehst am Start, das Wetter ist schlecht, aber du musst fahren, weil es TV-Übertragungen etc. gibt. Genau deshalb gibt es vom Nine Knights auch bis heute keinen Live-Stream. Eine weitere Sache ist, dass wir kein Preisgeld ausschreiben, sondern das zur Verfügung stehende Budget dafür verwenden, die perfekte Schanze zu bauen. Das war eine der grundlegendsten und wichtigsten Ideen. Wir bauen lieber den perfekten Kicker, der funktioniert, sicher ist, gut aussieht und haben eine geile Session, als an dieser Stelle zu sparen, um ein Preisgeld aufzustellen. Und der letzte Punkt, der von Anfang an feststand, war, dass wir kein Event veranstalten würden, ohne Filmer und Fotografen dabei zu haben. Die Unterscheidung zwischen Film- und Contest-Athleten war damals noch nicht so ausgeprägt wie heute. Uns ist das Zusammenspiel von Filmer, Fotograf und Fahrer bis heute sehr wichtig. Der Foto-Contest ist ein wichtiger Bestandteilund wir suchen die Fotografen und Filmer genau wie die Fahrer aus, laden sie ein und bringen alle zusammenim gleichen Hotel unter. Da gibt es keine Unterschiede, keine 5 Sterne für die Pros und 3 Sterne für die Fotografen, sondern es gibt für alle das gleiche. Auch die Preise, die es am Ende zu gewinnen gibt, sind für alle gleich.

Angefangen habt ihr als reines Ski-Event. Was hat euch dazu bewogen, vor zwei Jahren Snowboarder mit ins Boot zu holen?
Wir haben es zunächst bei den Mädels ausprobiert, bevor wir die Jungs dazu geholt haben. Vor meiner aktiven Freeski-Karriere bin ich selbst viele Jahre Snowboard gefahren und bin privat auch heute noch oft auf dem Brett unterwegs. Auch das Organisations-Team besteht zu siebzig Prozent aus Snowboardern. Wir wollten Snowboarding schon viel früher dazunehmen, haben aber lange mit der Entscheidung gehadert, weil wir uns schlicht nicht sicher waren, ob wir als Event, das beide Sportarten vereint, überhaupt akzeptiert werden. Aber wir sind sehr froh, den Schritt gegangen zu sein und heute ist es vollkommen selbstverständlich. Wir machen dadurch nicht mehr Umsatz, im Gegenteil, wir haben mehr Leute auf dem Bergund damit höhere Kosten. Aber es ist ein Invest, den wir gerne machen, weil es sich gut anfühlt. Ein reines Ski-Event macht für mich überhaupt keinen Sinn mehr.

Habt ihr euch mit dieser Entscheidung viel negatives Feedback eingefahren?
Ganz ehrlich? So gut wie überhaupt nicht. Der einzige Unterschied zwischen Freeskiern und Snowboardern, den wir hier merken ist, dass es für die Top 10 der Freeskier das Normalste der Welt ist, zu uns zukommen, bei den Snowboardern sind wir noch nicht an diesem Punkt angekommen. Aber wir hatten mit Seb Toots, Iouri Podladtchikov, Halldor Helgason, Sage Kotsenburg,Tor Lundström, Kevin Backström und Christian Haller auch schon wirklich große Namen da und mir ist es lieber, einige wenige Big Names dabeizu haben, die dafür umso motivierter sind.

Warum habt ihr euch entschlossen, ausgerechnet eine Hip-Session zu machen?
Der Grund war lustigerweise, dass wir weg von dem „Höher, schneller,weiter, größer“ wegkommen wollten. Im Jahr zuvor in Livigno haben wir mit 170.000 Kubikmetern das größte Schneemassaker bis dato veranstaltet, das Setup mit seinen ganzen verschiedenen Features war einfach abartig. Bis zu diesem Jahr sind wir immer größer geworden, also haben wir beschlossen, einen Cut zu machen. Nine Knights vor fünf Jahren war schließlich auch geil und da hatten wir nur ein Feature. Wir brauchen keine vierzig Fahrer, es reichen auch achtzehn. Dazu kommt natürlich, dass man sich überlegen muss, wo man jedes Jahr 170.000 Kubikmeter Schnee herbekommt. Die Ideen für die Features sind einfach irgendwannin meinem Kopf, ich zeichne sie und dann werden sie gebaut. Die Zusammenarbeit mit schneestern funktioniert sehr gut und wir haben es jedes Jahr geschafft, gute Features zu bauen. Wir hatten ja schon im letzten Jahr eine Hip, die allen Spaß gemacht hatte, aber noch nicht perfekt war. Es gab schon lange keine richtig große mehr, es war also überfällig, wieder eine zu bauen. Nächstes Jahr wird’s aber wieder etwas völlig anderes geben, „The PerfectHip“ war eine einmalige Sache.

Hattet ihr von vornerein die Absicht, nach den Rekorden des „Highest Air“ zu jagen?
Ja, die Idee war da. Wir haben im Vorfeld recherchiert, was der aktuelle Stand beim Highest Air ist und waren ziemlich sicher, dass der nicht zu knacken sei. Beim Skifahren waren es ungefähr 11,20 Meter, beim Snwoboardenwar es nicht ganz so definiert, aber alles über zehn Meter wäre rekordverdächtig. Wir habendie Hip definitiv auf Höhe ausgerichtet und auch das Mess-System installiert, wussten aber, dass unser Vorhaben sehr ambitioniert war. Am ersten Tag, als noch nicht einmal die Hälfte der Fahrer da war, haben die Skifahrer schon ihren Rekord gebrochen. Das hat uns völlig umgehauen. Es hat uns aber gezeigt, dass sich die ganze Arbeit, die wir in die Planung investiert haben, gelohnt hat. Eine interessante Anekdote zu „The Perfect Hip“: Es war das Event mit den wenigsten Stürzen und Verletzungen, das wir je veranstaltet haben. Trotz der Größe und der Tatsache, dass man das Feature nicht kurz springen konnte, sondern immer ziemlich hoch und weit kommen musste.

Beim Public Contest Day bekommen die Zuschauer eine fette Show geboten - Jahr für Jahr | © Nine Knights
Beim Public Contest Day bekommen die Zuschauer eine fette Show geboten – Jahr für Jahr | © Nine Knights

Lass uns einen Blick nach vorne werfen. Was erwartet uns beim nächsten Nine Knights?
Für 2018 ziehen wir an eine neue Location. Die würde sich noch einmal ideal für eine Hip eignen, und da wir – zumindest im Snowboarden – glaube ich noch nicht das Ende der Fahnenstange beim Highest Air erreicht haben, müssen wir mal schauen, was wir da machen können. Wir werden außerdem nicht mehr zwei getrennte Events für Jungs und Mädels machen, sondern zum ersten Mal ein Kombo-Event ausprobieren. Wir haben zwölf Fahrerinnen und sechzehn Fahrer eingeladen, die Ende März zusammen ein Feature rocken werden. Die Planung steht soweit, dieFahrer/innen sind eingeladen und haben zugesagt. Wir freuen uns ziemlich drauf und sind gespannt, wie es ankommen wird.

Die Olympiaqualifizierungen sind in diesem Winter angelaufen und wieder einmal wird über die Rolle von TTR und FIS diskutiert. Wo siehst du deinen Event in diesem ganzen Konstrukt?
Wir sind mit all unseren Events, sowohl Ski und Snowboard wie auchbeim Mountainbiken, komplett unabhängig von irgendwelchen Touren. Das ist auch nicht ohne Grund so, sondern gewollt. Wie ich ja eingangs erwähnt habe, zahlen wir keine Preisgelder. Somit können wir bei der TTR nicht als Event gerankt werden. Wir verteilen natürlich Preise an unsere Gewinner und versorgen sie auch sonst mit allem, was sie brauchen, aber unsere Philosophie unterscheidet sich eben in grundsätzlichen Punkten von denen einer Tour. Auch der Aspekt des Zeitrahmens spielt da mit rein. Wir haben das Glück, von all den kleinen, unabhängigen Veranstaltungen die größte zu sein. Somit können wir uns behaupten und bringen einen frischen Wind in die ganze Sache, was immer gut ist. Wenn wir Teil irgendeiner Tour werden würden, dann auf jeden Fall der TTR. FIS war für uns nie ein Thema und wird es auch nie sein, dafür unterscheidet sich unsere Philosophie viel zu sehr. Aber wir sind unabhängig und wollen es auch bleiben. Nicht, weil wir die Arbeit der TTR nicht gut fänden, im Gegenteil, sondern einzig und allein deshalb, weil wir es nicht müssen. Wir sind, wenn man so will, der Teil der Contest-Szene, der kein Contest ist. Klingt paradox, ist aber ganz einfach: Wir filmen und fotografieren fünf Tage lang und erst am letzten Tag findet der Contest statt. Wenn der aus irgendwelchen Gründen nicht stattfinden kann, haben wir nichts verloren. Die fünf Tage sind ja nicht Training, sondern schon vollwertige Session. Aber um das Ganze noch einmal auf den Punkt zu bringen, ich bin kein Olmypia- oder FIS-Hasser, aber der Nine Knights hat keinerlei Verbindungen zu dem, was da passiert und das ist auch gut so.