Wir haben uns MIPS von CEO Johan Thiel aus erster Hand erklären lassen. Ein System, das heute von 60 Herstellern verwendet wird!

Helme waren noch vor wenigen Jahren für viele Snowboarder ein rotes Tuch. Die Dinger waren nicht bequem und der Teletubbies-Look hat einfach nicht zum Lifestyle der meisten von uns gepasst. Doch die Helme sind leichter, besser und optisch ansprechender geworden und immer mehr Snowboarder tragen heute einen Kopfschutz am Berg. Doch Helm ist nicht gleich Helm, denn in der Regel werden Helme auf vertikale Aufpralle getestet, doch meistens fällt man bei einem Sturz in einer Seitwärtsbewegung auf den Kopf, bei welchem Rotationskräfte auf Schädel und Gehirn einwirken, die ein normaler Helm nicht absorbieren kann. MIPS hat in zwanzigjähriger Forschung ein System entwickelt, welches diese Rotationskräfte reduziert und somit die Gefahr von Hirnverletzungen eindämmt. Wir haben Johan Thiel, den CEO des schwedischen Unternehmens, zu Tisch gebeten und uns von ihm MIPS erklären lassen.

Hallo Johan, schön dass du Zeit für das Interview gefunden hast. Stell dich doch bitte in wenigen Sätze vor.
Hallo, mein Name ist Johan Thiel, ich bin 54 Jahre alt und glücklich verheirateter Familienvater von drei Kindern. Ich liebe es aktiv zu sein und mich mit Menschen auseinanderzusetzen. Mich treiben Herausforderungen und Chancen im Leben an, aus denen ich gerne etwas Gutes machen möchte. Dieser Drive hat sicher mein Leben nachhaltig geprägt und mich dorthin gebracht, wo ich heute stehe.

Kannst du dich noch daran erinnern, welche Ziele du vor Augen hattest, als du die Schule abgeschlossen hast?
Ich hatte schon als Teenager eine klare Vision vor Augen, in welche Richtung mein Leben gehen sollte. Es gab da einen schönen Sommertag, als mein Cousin und ich in der Artipelag [Veranstaltungsgelände für Kunst, Events und Essen in Stockholm; Anm. der Red.] saßen und über unser Leben nach der Schule philosophierten. Meine Vision bestand damals darin, etwas zu machen, was mich erfüllt und Freude bereitet, drei Kinder zu haben und ein Boot zu besitzen, das mindestens 40 Knoten schnell durchs Wasser gleitet [lacht].

Du könntest hier im Interview als CEO von MIPS auch nicht offen darüber sprechen, wenn dir dein Job keine Freude bereiten würde, richtig?
Das stimmt! Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich ziemlich genau meine Vision heute lebe. Ich habe direkt nach der Schule begonnen zu arbeiten und mich nach zwei Jahren mit einer kleinen Agentur in der Werbebranche selbstständig gemacht. Ich habe in vielen interessanten Bereichen mitgewirkt, die für mich weitaus mehr bedeuteten als nur ein Job. Von konzeptionellen Entwicklungen für Geschäftsmodelle über digitale Lernplattformen bis hin zu Echtzeitübersetzung von Gebärdensprache, haben mich die unterschiedlichsten Themen fasziniert, wodurch meine Arbeit auch immer mehr Teil meines Lebens war als ich Teil eines Jobs.

Wie bist du bei MIPS in der Geschäftsführung gelandet?
Ich habe 2009 bei MIPS als Vertriebs- und Marketingleiter angefangen. Es dauerte nicht lange bis die Verantwortung der Produktentwicklung ebenfalls zu meinem Aufgabenfeld gehörte. Wenig später habe ich mich auch noch um den Produktionsaufbau in China gekümmert. 2013 wurde ich dann CEO, als wir nur fünf Leute bei MIPS waren. Heute zählt MIPS 26 Mitarbeiter in Stockholm und zehn in China. Es war und ist für mich eine große Freude, die Kultur und das Team von MIPS aufzubauen und zu sehen, dass sich das Team schon fast wie eine Großfamilie im positiven Sinne entwickelt.

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Kannst du einen Unterschied zwischen deinen bisherigen Jobs und dem bei MIPS ausmachen?
In meinen ersten 20 Jahren unternehmerischer Tätigkeit, drehte sich fast alles um die wirtschaftliche Entwicklung eines Betriebs oder Projekts, die ich strategisch begleitet habe. Der Fokus lag also immer auf Wirtschaftlichkeit. Um Wirtschaftlichkeit geht es natürlich auch bei MIPS, da wir alle Geld verdienen müssen, aber es gibt einen zweiten Fokus: Unsere Kunden bestmöglich vor Hirnverletzungen zu schützen! Es macht einen Unterschied, ob man mit Menschen für die Sicherheit von Menschen an einem Produkt arbeitet oder eben nur auf Wirtschaftlichkeit setzt. Es ist ein schönes Gefühl, wenn wir erfolgreich unser Know-how aus der Forschung in Helmen zum Schutz vor Hirnschäden integrieren können. Teil einer sinnvollen Entwicklung zu sein und nachweislich zur Reduzierung von Kopfverletzungen beizutragen, ist eine gute Sache.

Kannst du uns in wenigen Sätzen das Prinzip von MIPS erklären?
Unser Know-how liegt in der wissenschaftlichen Hirnforschung, die wir durch MIPS in Form von Schutzsystemen in Helme integrieren. MIPS ist ein Hirnschutzsystem, das darauf abzielt, Rotationsbewegungen zu absorbieren, die für Hirnverletzungen verantwortlich sind.

Wie funktioniert MIPS in der Praxis und was unterscheidet das System von anderen?
Das System basiert darauf, eine niedrige Reibungsschicht zu ermöglichen, die eine Schiebebewegung von 10 bis 15 mm in alle Richtungen erlaubt und so die Rotationsbewegung bei einem Sturz reduziert, die während des Aufpralls auf das Gehirn einwirkt. Wer einen Helm mit MIPS in der Hand hält, kann dieses simple und sehr effektive System sofort erkennen und mit den Händen ausprobieren. Das System arbeitet genauso simpel wie es aussieht und verringert dabei effektiv die Rotationskräfte bei einem Aufprall.

Was ist der Schlüssel zum Erfolg, dass heute 60 Helmhersteller MIPS in ihren Helmen integrieren?
Genau die eben erwähnte gut funktionierende Einfachheit. MIPS kann in bestehenden Helmmodellen integriert oder als Teil eines neuen Designprojekts in Helme implementiert werden. Wir verwenden bekannte Materialien und Produktionsmethoden, die bei allen Produktentwürfen berücksichtigt bzw. verwendet werden, sodass es keine zusätzliche Zeit oder Aufwand benötigt, um den Helm mit MIPS zu entwickeln. Einziger zwingender Zusatz sind unsere Zulassungstests in unserem Testlabor, bevor ein Helm mit MIPS auf dem Markt angeboten werden darf.

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MIPS ist erfolgreich und zuletzt auch profitabel geworden, obwohl ihr kein eigenes Produkt im Handel anbietet. Euer Know-how ist euer Kapital. Wie schützt ihr euer Fachwissen vor Nachahmern?
Richtig, wir sind ein Zulieferer, der seine Lösungen als Lizenz anbietet. Wir haben die Gründer von MIPS nach wie vor im Unternehmen und pflegen zu ihren Wirkungsstätten, dem Royal Institute of Technology und dem Karolinska Institutet in Stockholm ein enges Verhältnis, um die Kernkompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten. Wir stellen einen Teil der Forschungsprojekte für die Universitäten sicher und haben eine starke R&D-Abteilung aufgebaut, die sich nur auf dieses Thema konzentriert. IP und Knowhow sind für uns der Schlüssel, um MIPS erfolgreich weiterentwickeln zu können und wir denken, dass wir mit unserer Vorgehensweise und unseren Möglichkeiten die richtigen Leute für uns gewinnen können.

Gab es in der Vergangenheit konkrete Patentverletzungen und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?
Ja, wir hatten Rechtsfälle in Bezug auf Patentverletzungen und wir gehen davon aus, dass dies auch noch öfter der Fall sein wird. Wir schützen unser IP-Portfolio, wofür wir entsprechend finanzielle Mittel bereitstellen, um unsere kostenintensiven Forschungen der vergangenen 20 Jahre und alles, was neu dazu kommt, schützen zu können. Wer keine finanziellen Mittel zur Sicherung seiner Patente zur Verfügung hat, kann seine Patente international und vor Gericht nicht verteidigen.

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Betreibt MIPS neben der Sicherung der Patente auch die Produktion einer eigenen Helmlinie voran?
Nein, MIPS wird keine eigene Produkte auf den Markt bringen! Wir sind ein Zulieferer und werden dies auch in Zukunft bleiben.

Im Moment ist MIPS nur in Helmen integriert. Gibt es noch andere Themen und Produktgruppen, die MIPS in Zukunft bedienen will?
Wir verfügen heute über ein gigantisches Know-how aus der Hirnforschung, welches wir in den vergangenen 20 Jahren erworben haben. Wir werden uns auch weiterhin ganz dem Thema Kopf- und Gehirnschutz widmen.

Unsere Leserschaft ist vor allem mit dem Snowboard unterwegs. Welches MIPS-System ist für welchen Bereich am besten?
Es geht beim richtigen Kopfschutz primär um den passenden Helm, der für den gewünschten Einsatzbereich entwickelt wurde. Entsprechend zum Helm und seinem Einsatzbereich, wird von uns das ideal dazu passende MIPS-System implementiert.

Auf was sollte man deiner Meinung nach achten, wenn man sich einen neuen Helm kaufen möchte?
Vergewissert euch, dass ihr einen für euren Sport konzipierten Helm aussucht. Nehmt einen Helm von einer Marke, die das Thema Kopfschutz ernst nimmt. Helme mit MIPS erkennt ihr an unserem kleinen gelben Logo. Helme mit integriertem MIPS schützen euer Gehirn nachweislich besser bei Rotationsbewegungen als Helme ohne MIPS. Und ja, ein Helm muss unbedingt richtig passen!

Gibt es Innovationen, die wir in naher Zukunft erwarten können?
Ja, wir sind im Augenblick an einigen neuen Themen dran, aber das erzähle ich dann beim nächsten Mal …

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