Covid-19 legt unser Leben lahm. Damit ihr zu Hause vor Frust und Langeweile nicht den Putz von der Wand kratzt, empfehlen wir euch Weiterbildung zur Ablenkung mit unserer Serie „Lawinenkunde leicht verständlich“.

In unserer ersten Folge von „Lawinenkunde leicht verständlich“, haben wir euch erklärt, welche Informationen der Lawinenlagebericht beinhaltet und wie ihr diese nutzen könnt. Eure Planung sollte schon am Tag vor dem Freeriden beginnen. Wie ihr euch perfekt vorbereitet, erklären wir euch hier in der zweiten Folge unserer Lawinenkunden leicht verständlich.

01 | Eure Ausrüstung

1.1. Freeride Snowboards

Ohne die richtige Ausrüstung Freeriden zu gehen, kommt nicht in die Powder-Tüte! Dazu zählt neben eurer Sicherheitsausrüstung, also Helm und Rückenprotektor, optional ein Lawinenrucksack und eurer Lawinen Set-up, bestehend aus LVS, Sonde und Schaufel, auch das passende Gerät unter euren Füßen. Auftrieb ist hier das Zauberwort. Ok, mit Zauberei hat das nicht mehr viel zu tun, denn nur mit ausreichend Länge und oder dem richtigen Shape erzeugt euer Snowboard den wichtigen Auftrieb, um euch kräftesparend durch den Tiefschnee floaten zu lassen.

1.2 Lawinen Ausrüstung

Und schon kommen wir mit LVS, Schaufel und Sonde zum Kern eures Freeride Set-ups. Auch beim Kauf und der Wartung dieses Trios solltet ihr einiges beachten. Ein LVS-Gerät sollte demnach möglichst intuitiv in der Bedienung sein. In der Entwicklung von LVS-Geräten hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan und wichtige Funktionen wie Markierung bei Mehrfachverschüttungen sind deutlich einfacher geworden. Wenn ihr euch heute ein neues LVS-Gerät zulegt, solltet ihr auf jeden Fall eines mit drei Antennen kaufen. Für die Suche und die Ortung des Verschütteten unter der Schneedecke benötigt jeder Freerider eine Sonde, um die Position der verunglückten Person vor dem Freischaufeln zu markieren.

 

Lawinenkunde leicht verständlich -Sonde
Eure Sonde sollte mindestens 240 cm lang und nicht zu dünn sein

Eine Sonde sollte mindestens eine Länge von 240 Zentimetern haben und nicht zu dünn und somit nur gering biegsam sein, da sie sonst auf harten Schichten beim Sondieren ausschert. Der Zusammenbau der Sonde muss selbsterklärend sein, was leider nicht immer der Fall ist. Wie beim LVS-Gerät sollte man den Umgang mit der Sonde oft üben, damit man im Ernstfall vor bösen Überraschungen verschont bleibt.

Lawinenkunde leicht verständlich - LVS-Gerät
Beim Kauf eines LVS-Gerät solltet ihr auf eine intuitive Bedienung und drei Antennen achten

Komplettiert wird die die Notfallausrüstung mit einer Lawinenschaufel. Und hier solltet ihr nicht am falschen Ende sparen oder euch für das leichteste Modell am Markt entscheiden. Denn wenn im Ernstfall die Schaufel beim Graben bricht, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Eine gute Lawinenschaufel ist sehr stabil, hat auf alle Fälle einen Teleskop-Stiel und einen funktionellen Griff. Die Größe des Schaufelblattes spielt ebenso eine Rolle, wenngleich nicht die wichtigste.

Lawinenkunde leicht verständlich - Lawinenschaufel
Eure Lawinenschaufel muss robust sein und sollte einen Teleskop-Stiel besitzen

1.3. Lawinenrucksack

Wenn ihr den Powder Chasern im Lift begegnet, stellt ihr fest, dass Lawinenrucksäcke schon beinahe zur Grundausrüstung aller Freerider gehören. Die Handhabung von Lawinenrucksäcken ist bei allen Systemen relativ ähnlich. Mit einem Zug am Auslösegriff blasen sich die Airbags auf und bilden mit dem Körper eine optimale Auflagefläche. Klassisch werden dabei über einen Griff am Schultergurt Kartuschen aktiviert, die anschließend die Airbags mit Gas fluten.

Etwas neuer, aber inzwischen ausgereift und massentauglich, ist die Aktivierung eines elektrischen Gebläses. Alle Rucksäcke sollten dabei stabile Metallschnallen, Brust- und Schrittgurte besitzen, damit der Rucksack auch in der Lawine sicher am Körper sitzt.

 

Lawinenrucksack
Beim Kauf eines Lawinenrucksack solltet ihr darauf achten, dass er stabile Metallschnallen, Brust- und Schrittgurte besitzt

02 | Wo wollt ihr Freeriden gehen?

In unserem ersten Artikel von „Lawinenkunde leicht verständlich“ haben wir euch erklärt, was alles im Lawinenlagebericht (LLB) steht und wie ihr diese Informationen richtig lest und versteht. Am Abend vor eurem Ausflug ins ungesicherte Gelände könnt ihr bereits viele Punkte abarbeiten. Der Wichtigste ist natürlich, wohin soll es gehen, bzw. welche Hänge wollt ihr euch in welchem Gebiet vornehmen. Als Grundlage für die Wahl oder den Ausschluss eines bestimmten Gebietes, liefert euch der Abschnitt der Gefahrenstufen in Zusammenhang mit der Wetterprognose. Beide Faktoren gilt es mit dem Geländeprofil, das ihr befahren wollt, abzugleichen.

„EINE GUTE PLANUNG IST DER ERSTE SCHRITT UM EINEN COOLEN UND SAVEN FREERIDETAG ZU ERLEBEN!“ – Stefan Rössler, SAAC Experte

Es macht beispielsweise keinen Sinn euren Trip in ein Skigebiet zu planen, dessen Lifte erst oberhalb der Baumgrenze beginnen. Im LLB lest ihr aber von Triebschnee über 2.000 Meter Höhe oder in kammnahem Gelände. Zudem habt ihr gelesen, dass für den kommenden Tag mit Schneefall zu rechnen ist. Ohne optische Anhaltspunkte von Bäumen bei schlechter Sicht mutiert der Powder-Ausflug über der Baumgrenze zu einem Lotteriespiel, anstatt das ihr zielsicher den Hauptgewinn bei spaßigen Tree Runs abgreift.

Generell hilft euch bei der richtigen Line-Wahl die Erfahrung, die ihr mit der Zeit bekommt. Wer über einen größeren Erfahrungsschatz in unterschiedlichen Resorts verfügt, der kann aus der Fülle an Möglichkeiten die beste Option wählen.

03 | Die Wahl der richtigen Abfahrt

Im Grunde ist dieser Punkt die Feinjustierung auf das Gelände, das für euren Freeride-Tag in Frage kommt. Also von der groben Auswahl eures Gebietes hin zu der finalen Sektion eurer Runs. Online Anbieter wie Freeride Maps, Fat Maps oder sogar Google Earth geben euch ausreichend Informationen über die Topographie für den geplanten Powder-Trip. Wo befinden sich die Hänge, die man meiden soll? Welche Hänge sind die sichereren Alternativen? Und welches Gelände sollte ohne Probleme zu befahren sein? All das könnt ihr schon am Abend vor eurem Ausflug abchecken.

Im Gegensatz zu der aktuellen Beurteilung im Gelände, also wenn ihr dann am Drop-in eures Powder Runs steht, gestaltet sich die Auswahl von lohnenden und zugleich sicheren Abfahrten vergleichsweise einfach und bedarf primär keinen akrobatischen Denkleistungen mehr. Natürlich ist auch in diesem Punkt derjenige im Vorteil, der detailliertes Wissen über das Resorts und dessen Off-Pist Runs kennt. Mit diesen zusätzlichen Informationen lässt sich noch schneller die Spreu vom Weizen trennen, um einen perfekten und sicheren Tag im Gelände genießen zu können.

Topografische Karten helfen bei der richtigen Wahl der Abfahrten
Topografische Karten helfen bei der richtigen Wahl der Abfahrten

Lawinenkunde leicht verständlich: 04 | Sonstige Vorbereitungen

Ok, das Wetter habt ihr gecheckt, die passenden Runs für den kommenden Tag wurden bereits ermittelt, den Lawinenlagebericht habt ihr im Blick und euer Equipment wartet nur darauf, endlich auf den Berg zu kommen. Eigentlich kann schon jetzt nicht mehr viel schief gehen, denn ihr habt euch hinreichend auf euer anstehendes Abenteuer vorbereitet. Aber was ist, wenn trotz aller Vorbereitungen, doch etwas in die Hose geht?

Wer im Ernstfall die entsprechende Notfallnummer bereits im Handy gespeichert hat, der verschenkt keine Zeit und die Rettung kann umgehend über den Unfall benachrichtigt werden. Wir hoffen natürlich, dass ihr niemals in ein solches Szenario gelangt, aber sicher ist eben sicher! Jetzt wisst ihr schon, was ihr vor eurem Powder Day alles unternehmen könnt, um auf der sicheren Seite zu sein.

In der nächsten Folge von „Lawinenkunde leicht verständlich“ erklären wir euch die unterschiedlichen Lawinenarten, den Schneedeckenaufbau und die Problematik von Schneebrettern.

Weitere Infos und wo ihr euch für Lawinenkurse der Experten von SAAC anmelden könnt, findet ihr hier.