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Mario Wanger ist einer dieser Snowboarder, die sich nie aufdringlich nach vorne ins Rampenlicht gedrängt haben, sondern darauf bedacht waren, ihr Ding durchzuziehen. Höchste Zeit, dass wir ein wenig mehr über ihn erfahren.

Du bist nun auch schon eine ganze Weile im Snowboarden dabei. Wenn du zurückblickst und Vergleiche zu heute ziehst, was sind die größten Veränderungen?
Was den Style anbetrifft, scheint sich der Fokus bei vielen immer mehr in Richtung Street und Gypsy zu verändern und was das Snowboarden selbst betrifft, die technische Ebene der Tricks, gibt es naturlich immense Unterschiede. Da wo früher einmal 900°s die top Tricks waren, stehen heute 1620°s und Triple Corks. Ob man das gut findet, muss jeder selbst entscheiden.

Welche Veränderungen hast du in deiner Heimat, der Szene im Zillertal, beobachtet?
Sie ist kleiner geworden als früher. Als ich damals angefangen habe, war gefühlt jeder
Snowboarder. Heute sieht das anders aus. Am deutlichsten wird das im Park. Es gibt nicht mehr viele junge Snowboarder. Komischerweise fahren viele aber auch nicht einmal Ski, sondern hängen nur ab, beschäftigen sich mit Pokémon Go oder sonstigem Kram. Bei meinen Jungs und mir gab es damals nur Snowboarden, wir haben uns alle DVDs besorgt, die wir kriegen konnten und immer wieder angeschaut, aber heute habe ich den Eindruck, dass das Interesse schlichtweg nicht mehr so groß ist.

Fs 180° Lien Air in Zell am Ziller | © Rudi Wyhlidal
Fs 180° Lien Air in Zell am Ziller | © Rudi Wyhlidal

Mit Video-Parts und Fotos bist du regelmäßig präsent. Ist es dennoch schwieriger geworden, Sponsoren zu finden und deren Erwartungen zu erfüllen?
Man bekommt zu spüren, dass es der Industrie schon besser ging. Ich habe mittlerweile
meinen vierten Outerwear-Sponsor und die Ansprüche an die Fahrer sind im Vergleich zum Beginn meiner Karriere gestiegen. Da hat es gereicht, gut zu fahren und sein Ding zu machen, heute ist es jedoch von entscheidendem Vorteil, wenn du zu Beginn der Saison einen Plan vorlegen kannst, was du alles vorhast, welche Trips und Projekte anstehen und mit wem du wann filmen gehst.

Ist es überhaupt möglich, so einen detaillierten Plan am Anfang der Saison zu haben?
[Lacht] Es ist schwierig. Ich gehe meistens mit Tom Klocker und Mario Käppeli filmen,
aber das passiert eher spontan und lässt sich nicht weit vorausplanen. Unsere Pläne
sind schließlich auch davon abhängig, wo es Schnee hat und das kann man nun einmal nicht planen. Aber natürlich machen wir uns im Vorfeld Gedanken und arbeiten ein Konzept aus, was wir mit „Boyz’n Toyz“ in der Saison vorhaben.

Wollen wir hoffen, dass es bald auch bei uns wieder solche Tage gibt... | © Rudi Wyhlidal
Wollen wir hoffen, dass es bald auch bei uns wieder solche Tage gibt… | © Rudi Wyhlidal

Wie ist denn der letzte Winter für dich gelaufen?
Ich kann mich nicht erinnern, je einen so beschissenen Winter erlebt zu haben. Kaum hatte es geschneit, stieg die Temperatur und daraufhin natürlich die Lawinengefahr, dann kam wieder ein wenig Schnee und so ging es in einem fort. Es war extrem schwierig, irgendetwas bei diesen Bedingungen zu machen. Und es sah überall bei uns so aus! Japan wäre wieder eine Möglichkeit gewesen, aber da gefühlt bereits hundert Crews dorthin geflohen waren, haben wir uns dagegen entschieden. Außerdem haben wir ein etwas kleineres Travel-Budget wie etwa ein Travis Rice [lacht] und müssen uns gut überlegen, welche Trips wir machen können.

Da du es ansprichst: Wie schaffst du es, über die Saison zu kommen?
Ich arbeite zwar den ganzen Sommer und kann mir so Geld auf die Seite legen, aber ich bekomme von meinen Sponsoren im Winter Unterstützung und bin als professioneller Sportler angemeldet, sonst würde es wohl nicht funktionieren.

Double-Trouble mit den beiden Marios (Käppeli und Wanger) | © Rudi Wyhlidal
Double-Trouble mit den beiden Marios (Käppeli und Wanger) | © Rudi Wyhlidal

Bereitest du dich in irgendeiner Form auf den Winter vor?
Tom Klocker und ich sind im Sommer sehr viel wandern und bergsteigen und finden dabei immer neue Zonen, die wir uns für den Winter vormerken und auschecken. Da wir im Zillertal, aber auch am Arlberg oder in Südtirol, so viele gute Spots haben, wäre es rausgeworfenes Geld, wenn wir ständig irgendwo anders hinfahren würden. Ihr seid ja nicht die ersten oder einzigen, die hier im Backcountry unterwegs sind.

Findet ihr überhaupt noch neue Spots?
Das ist ein guter Punk! [lacht] Ich glaube, es gibt fast keine unentdeckten Spots mehr. Letztes Jahr zum Beispiel haben wir durch Zufall eine neue Zone entdeckt. Dachten wir zumindest, aber als wir ankamen, war schon eine andere Crew am Kickerbauen. Die waren natürlich nicht besonders erfreut, dass wir den Spot entdeckt haben, aber wie gesagt, es war reiner Zufall. Solche Dinge passieren eben.

Es ist für viele Fahrer immer schwerer geworden, die nötige Unterstützung durch Sponsoren zu finden. Auch für Mario ist es nicht leicht. Wie er mit dieser Situation umgeht, erfahrt ihr auf der nächsten Seite.