Vor einigen Monaten haben wir uns mit Bernd Egger über seinen Job im Absolut Park unterhalten und wie er sich durch Social Media verändert hat. 

Auf der Suche nach Antworten bei der Frage, wie wichtig Facebook, Twitter und Instagram heute in unserer Snowboard-Welt sind, müssen wir natürlich auch die Meinung von denen einholen, die mit ihren Parks und Teams maßgeblich an der Weiterentwicklung des Snowboardens mitarbeiten. Der Absolut Park in Flachauwinkl ist einer der größten Snowparks in Europa, veranstaltet eigene Contests mit internationalen Teilnehmern und unterhält ein eigenes Team. Bernd Egger ist schon seit mehr als zehn Jahren Teil des Absolut Park-Teams, leidenschaftlicher Snowboarder und durch seine Arbeit Schnittpunkt zwischen Old und New School. Wer könnte unsere Fragen also besser beantworten?

Bernd Egger vor der Kulisse seines Außenbüros | © Amelie Stiefvatter
Bernd Egger vor der Kulisse seines Außenbüros | © Amelie Stiefvatter

Ein Job-Angebot beim Autofahren

Bernd, klär uns mal bitte auf: Bei Events im Absolut Park scheinst du überall gleichzeitig zu sein, Anzeigen für die Print-Mags verschickst du auch und Updates über euer Team kommen ebenfalls von dir. Was genau ist denn eigentlich dein Job im Absolut Park?
Meine Arbeit konzentriert sich auf das Absolut Park-Team, Events, Kommunikation mit Core-Medien sowie die Betreuung von Film- und Foto-Shootings. Ich liebe genau diese Vielseitigkeit und Vielfalt, die mir der Job bietet. Immer neue Umstände, Gegebenheiten und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Das wiederum bedeutet für mich, nicht alles ohne Reflexion hinzunehmen sondern vielmehr aus meinem Erfahrungsschatz eine Symbiose mit dem Neuen einzugehen. Soll heißen: Old und New School miteinander vergleichen und dann auf eine authentische Art und Weise kombinieren.

Wie bist du zu deinem Job beim Absolut Park gekommen?
Ich war seit 2003 regelmäßig als Headjudge beim Spring Battle und auch beim Jib King tätig. Dabei habe ich Seppi [Josef Harml, Geschäftsführer Shuttleberg GmbH & Co. KG; Anm. d. Red.] und den Absolut Park gut kennengelernt. Ein paar Jahre später fuhren Seppi und ich zu einer Street-Ausstellung nach Graz. Wir lernten die Goldene Regel eines Milliardärs aus Weiz kennen, hatten ein paar Drinks und als wir am nächsten wieder in Richtung Heimat fuhren, philosophierten wir übers Snowboarden, während im Radio „Bright Eyes“ lief. Irgendwann auf dieser Fahrt fragte mich Seppi: „Willst du?“ Und nein, es ging nicht ums Heiraten, sondern ums Arbeiten. Wir waren zwar nicht frisch verliebt, aber meine Antwort war ähnlich schnell!

Nach wie vor zu hundert Prozent Snowboarder: Bernd im Paradies | © Matt McHattie
Nach wie vor zu hundert Prozent Snowboarder: Bernd im Paradies | © Matt McHattie

Eine schöne Fassade alleine reicht nicht aus

Klingt ja romantisch! Bist du genauso schnell, wenn es um die Wahl neuer Teamfahrer geht oder wie gehst du da vor?
Snowboarden und Skateboarden sind neben der Kunst meine großen Leidenschaften. Mich interessiert alles, was mit Snowboarden zu tun hat. Auf junge Talente werde ich vor allem bei uns im Park aufmerksam. Falls ich sie nicht selbst entdecke, machen mich ab und an auch Teamrider auf andere junge Fahrer aufmerksam. Dann checke ich deren Instagram-Account, aber nicht nur um zu sehen, wie viele Follower sie schon haben, sondern um ganz grundsätzlich den Gesamtauftritt des Fahrers zu sehen und seine Skills zu begutachten.

Wie wichtig ist der Instagram-Auftritt in der Gesamtbeurteilung, ob ein FahrerIn das Zeug hat, bei euch im Team mitzufahren?
Ich begrüße es, wenn jemand auf Social Media erfolgreich ist. Aber der wichtigste Teil ist es mit Sicherheit nicht. Wir haben Incentives auf Views bei Social Media – das zähle ich zum New School-Bereich wie eingangs erwähnt – aber genauso auf Contest- und Core-Medien-Footage – Old School. Für junge Talente, die in kurzer Zeit eine recht große Anzahl an Follower erreicht haben, besteht aber leider auch immer die Gefahr, dass sie allzu selbstzufrieden werden, den Fokus verlieren und sich fahrtechnisch und persönlich nicht mehr weiterentwickeln. Für junge FahrerInnen ist es für einen langfristigen Erfolg wichtig, zuerst an ihren Skills zu arbeiten und sich im zweiten Schritt mit ihrer Selbstrepräsentation auf Social Media zu befassen. Eine schöne Fassade nützt auf Dauer nichts, wenn das Haus auf wackeligem Boden steht.

Deutliche Worte! Nehmen wir einmal an, da gibt es einen jungen, talentierten Fahrer, der überhaupt nichts mit Instagram und Co. am Hut hat. Hätte der eine Chance bei euch?
Wie bereits erwähnt, ist Social Media ein wichtiger Bestandteil, aber keinesfalls der wichtigste. Die Anzahl der Likes bestimmen größtenteils die Anzahl der Follower aus dem Mainstream, damit meine ich, dass hier eine Beurteilung von Laien erfolgt, die sich vielleicht sogar eher mit Mittelmäßigkeit identifizieren und viel stärker auf kurzfristige Trends reagieren. Von diesem durch Laien bestimmten Qualifizierungs-Wahn versuche ich mich zu distanzieren. Bei der Auswahl der Teamfahrer zählt in erster Linie die Qualität der Persönlichkeit im realen Leben: Persönlich Einstellung, Charakter sowie Talent und Skills aber vor allem Passion!

Social Media und seine Auswirkungen

Bei Events wie dem Spring Battle ladet ihr Pros aus der ganzen Welt zu euch ein. Achtet ihr auch darauf, wie sich die FahrerInnen online zeigen und kann das am Ende den Ausschlag über die Einladung geben?
Bei uns ist jeder willkommen. Wir schauen nicht explizit auf das Profil jedes Riders. Natürlich freuen wir uns über Fahrer mit einer großen Reichweite auf Social Media und deren Posts, da diese auf authentische Weise sehr viele Leute erreichen. Aber auch ein Rider mit einer geringen Reichweite auf Instagram oder Facebook kann eine Bereicherung für das Spring Battle sein.

Wie hat sich deine Arbeit durch das Internet und die immer sozialen Medien verändert?
Naja, ich habe genau zu der Zeit im Absolut Park begonnen, als das Internet mit Social Media im Schlepptau unaufhaltsam seinen Siegeszug in unserem Genre antrat. Social Media und ich sind quasi zusammen aufgewachsen und daher bin ich mit dessen Mechanismen einigermaßen vertraut, auch was deren Relevanz betrifft. Für den Absolut Park bedeutet das, unsere Inhalte so aktuell wie möglich unseren Gästen zu vermitteln. Wir als Team müssen also so schnell wie möglich auf neue, aktuelle Themen reagieren und beurteilen, wie wir sie aufnehmen müssen oder eben nicht.

Hat sich die Bekanntheit des Absolut Parks durch Instagram und Facebook merklich gesteigert?
Für uns sind Instagram und Facebook sehr wichtige Tools, um aktuelle Informationen nach außen zu transportieren und zu verbreiten. Keine anderen Medien sind schneller. Darüber hinaus sind sie für uns von großer Bedeutung, weil kein anderes Medium auf unsere Art und Weise – Style und Philosophie – gesteuert werden kann. Aber das Allerwichtigste und von höchster Priorität ist es nach wie vor, jedem Shredder das bestmögliche Park-Setup zu bieten.

Wenn er nicht am Rechner oder am Telefon hängt, Contests judgt, im Park unterwegs ist, dann genießt er Lines wie diese hier am Dachstein | © Bernd Egger
Wenn er nicht am Rechner oder am Telefon hängt, Contests judgt, im Park unterwegs ist, dann genießt er Lines wie diese hier am Dachstein | © Bernd Egger

Mehr Feedback dank Instagram?

Wie stehst du als Snowboarder der alten Schule zu dieser Entwicklung? Ist es dir leicht gefallen, dich auf diese neuen Möglichkeiten der (Selbst-)Darstellung einzulassen?
Ich sehe das Ganze ziemlich pragmatisch: Alles hat seine Zeit. Und jede Zeit auch ihr Medium. Es ist immer Flug und Segen zugleich. Jeder muss für sich selektieren und entscheiden, wie er ein Medium nutzen möchte.

Bekommt ihr heute mehr Feedback auf eure Arbeit, auf das Setup des Parks etwa, als früher und beeinflusst das eure Pläne?
Natürlich bekommen wir konstruktives Feedback oder Vorschläge bezüglich unseres Setups. Aber grundsätzlich sind unsere Shaper unter der Leitung von Markus Deutinger Meister ihres Fachs, sowohl in technischer als auch in kreativer Hinsicht.

Letzte Frage, Hand aufs Herz: Wie oft hängst du selbst am Telefon und checkst den News-Feed?
Beruflich gesehen schon ziemlich oft, wahrscheinlich so um die drei Stunden pro Tag. Aber privat wird es immer weniger beziehungsweise versuche ich es aktiv auf ein Minimum zu reduzieren.

Noch eine Dachstein-Line | © Bernd Egger
Noch eine Dachstein-Line | © Bernd Egger

Short Cuts Bernd Egger

  • Geboren: 20.05.1974
  • Snowboarder seit: 1988
  • Stunden pro Tag mit Social Media beschäftigt: beruflich 3; privat: 1 Minute
  • Bester Platz, um Instagram zu checken: überall, mit 5 % Akku
  • Instagram: @bernd_egger

Aus: Prime Snowboarding Magazine #16