Als Fotograf bist du immer derjenige in der Crew mit dem schwersten Rucksack und den wenigsten Powder-Laps an einem guten Tag. Was ist es, was dich antreibt, immer wieder rauszugehen und all das auf dich zu nehmen?

Mir gefällt es, zusammen mit einer Crew unterwegs zu sein und gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, deren Ergebnis man am Ende des Tages in der Hand hat. Und ich bin schon zufrieden damit, am Abend nach Hause zu kommen, die Speicherkarte in den Computer zu schieben und die Fotos zu checken, die ich gemacht habe. Wenn ein paar gute dabei sind, ist mir das genug Entschädigung für die ein, zwei Runs, die die anderen mehr hatten.

Hast du eine bestimmte Vorgehensweise, wie du Winkel und Perspektive auswählst, wie du bei der Bildkomposition vorgehst?

Das hängt immer stark davon ab, wo ich mich gerade befinde. In den letzten Jahren war ich viel im freien Gelände unterwegs, was bedeutet, dass ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen muss, wie der Spot funktioniert, was ich mir als Foto vorstellen könnte. Dabei mag ich es gerne simpel und aufs Wesentliche reduziert. Aber natürlich ist es auch wichtig zu wissen, was die Fahrer geplant haben, wo sie ungefähr landen werden. Bei einem Backside 180° muss ich eine andere Perspektive wählen wie bei einem 540°, deshalb müssen wir uns in der Crew absprechen, sonst wird’s schwierig.

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Kommt es auch vor, dass du den Fahrern Vorschläge machst, welche Tricks du dir gut vorstellen kannst? 

Es ist eher ein Austausch. Wenn ich der Meinung bin, dass an diesem Spot nur jener Trick gut funktionieren würde, der Fahrer diesen Trick aber schon an einem anderen Spot gemacht hat, muss man sehen, ob noch genügend Motivation da ist, den gleichen Trick nochmal zu machen. Manchmal entdecke ich auch einen Spot, den die Jungs übersehen und schlage ihn vor. Es hängt immer davon ab, wie spät es bereits ist und wie groß die Motivation ist. Letzten Endes bleibt die Entscheidung aber natürlich immer bei den Fahrern.

Fotografieren im Backcountry ist immer mit mehr Aufwand verbunden als etwa ein Shooting im Park. Kam dieser Schritt von dir selbst oder hat es sich ergeben, weil die Jungs, mit denen du unterwegs warst, sich mehr und mehr in Richtung Backcountry orientiert haben?

Schon vor der Zeit als Fotograf war ich lieber im Backcountry als im Park unterwegs. Durch den Wald und den Tiefschnee zu heizen, hat mir immer mehr Spaß gemacht als Rails zu fahren. Als ich angefangen habe, öfter mit Mario Käppeli fotografieren zu gehen, war es unvermeidlich, da sein Fokus mittlerweile ja ganz klar im Backcountry liegt. In der Zwischenzeit ist es mir auch am liebsten, abseits der Pisten im freien Gelände zu sein. Denn da sind wir als Crew unter uns und haben nicht den Stress wie im Park mit all den anderen Leuten.

Gibt es einen Konkurrenzdruck zwischen euch Fotografen, denn es ist ja längst nicht mehr so einfach, seine Fotos an den Mann zu bringen?

Bis jetzt habe ich das noch nie erlebt. Auch nicht, wenn ich auf ältere und erfahrene Fotografen treffe. Es ist eher so, dass man interessiert ist und sich darüber freut, wenn ein anderer ein gutes Foto hat.

Bist du inzwischen hauptberuflicher Fotograf?

Meinen Lebensunterhalt verdiene ich auf jeden Fall mit der Fotografie. Ich versuche gerade, mich nebenher weiterzubilden, um noch etwas in der Hinterhand zu haben. Den Winter verbringe ich ausschließlich mit der Snowboard-Fotografie, im Sommer bin ich meistens zwei Wochen in Frankreich und fotografiere Surfen und dazwischen alles, was sich ergibt. Landschaftsaufnahmen am Berg, ein Making-of eines Kochbuches … ein bunter Mix, aber so bleibt es auch interessant.

Aus: Prime Snowboarding Magazine #13