Äsmo: Für mich war es früher zum großen Teil der Widerstand gegen genormte Wettkampfbedingungen und vielleicht sogar ein bisschen der Widerstand gegen die Gesellschaft, mit dem ich meine Liebe zum Snowboarden begründet habe.

Als die Verbände anfingen, die Kultur des Snowboardens zu diktieren, schreckte es mich anfangs ein wenig, so als würde man einem Schreiner sagen, er dürfe ab sofort nur noch mit Fichte bauen, wurden Snowboardern Tricks untergejubelt, mit denen sie nachweislich Contest gewinnen konnten. Heute stehe ich dem ganzen ein wenig offener gegenüber und bin zu gewissen Teilen fasziniert von dem Level, das Snowboardern erreicht hat, welches ohne professionelles Training wohl nicht möglich gewesen wäre. Aber der Revoluzzer in mir bekommt da keine Gänsehaut, die bekomme ich aber nach wie vor, wenn ich den Helden meiner Kindheitstage durch den Powder surfen sehe. Wolfgang Nyvelt hat in den letzten 20 Jahren die besten Backcountry Parts der Welt gefilmt und sich gleichsam die Poleposition der Posterplätze in meinem Kinderzimmer gesichert. Gemeinsam mit dem Zillertaler Stefan Gruber (und dessen Handwerks Skills) hat Wolle im Jahr 2006 angefangen, Bretter ohne Bindungen zu bauen, welche zum Ziel hatten, die Dynamik des Surfens in den Schnee zu bringen. Der Äsmo hat ausserdem Wolles Liebe zum Snowboarden neu entfacht. Ich habe die beiden Zillertaler Urgesteine in ihrer Werkstatt zum Interview getroffen.

Äsmo Wolle Nyvelt
Ich glaube ihr versteht was ich meine. Ohne Worte! Pic: Mone Monsberger

Auf was muss ein Äsmo Anfänger achten, wenn er das erste Mal am Äsmo steht?

Wolle: Am besten fängt man auf einer Wiese an, gute Base damit man nicht auf den Boden durchschlägt in den Turns, nicht zu steil und nicht zu flach, am besten keine großen Konturen im Gelände damit man das Board gut fühlen kann für die ersten paar hundert Meter. Der Shape ist doch ein wenig anders als bei herkömmlichen Snowboards, aber es ist einfache eine neue Erfahrung, wirklich spannend.

Auf was muss man bei der Gewichtsverlagerung achten?

W: Der Kopf sollte oben bleiben (lacht). Es ist auf jeden Fall sehr viel leichter als man denkt, wer snowboarden kann, kann auch Äsmo fahren!

Muss man auf Körpergröße und Gewicht achten?

W: Wir fragen unsere Kunden vorher immer was für Arts von Boards sie wollen. Auch Körpergröße undGewicht spielen hier natürlich eine Rolle. Wir fragen auch was für Snowboards die Kunden fahren und orientieren den Äsmo den wir empfehlen, daran.

Die Stürze mit dem Äsmo können zum Teil ganz schön knackig werden. Worauf muss man achten, wenn man fällt?

Steve: Man kann sich die Stürze ein bisschen so vorstellen wie Wipeouts beim Surfen, weil man ja nicht fest mit dem Brett verankert ist. Also kann das Brett jederzeit zurückkommen. Deshalb sollte man schauen, dass man bei Stürzen relativ weit in die Knie geht und seine Kopfpartie mit den Händen schützt. Aber viel schlimmer als beim Snowboarden sind die Stürze sicher nicht.
W: Helm und Rückenpanzer sind sicher nicht so schlecht.

 

Tragt ihr das auch immer?

W: Sowieso [lacht]

Äsmo Wolle Nyvelt
Immer einen Helm auf: Wolle Nyvelt dropt Lawinenverbauungen mit dem Äsmo. Pic: Mone Monsberger

Ihr habt Äsmo 2006 gegründet. Habt Ihr damals gedacht, dass die Bewegung Snowboards einen Surfshape zu verleihen mal Mainstream wird?

S: Also Salomon baut eigentlich schon seit 10 Jahren solche Bretter.
W: Salomon hat das wie Steve gerade gesagt hat schon ewig gemacht. Das hat mein Interesse geweckt und wir haben uns umgeschaut was in die Richtung noch so am Markt ist. Die ersten zwei Bretter, die wir gebaut haben, haben dann auch noch nicht so richtig funktioniert, sie waren ein bisschen zu flach, das Dritte hat dann super funktioniert, das bin ich dann auch in „Optimistic“ gefahren, da haben wir das erste mal gefilmt mit unseren eigenen Boards, das hat wirklich schon echt super funktioniert. Unser Kumpel Brandy kam damals zu uns ins Büro und hat uns auf den Japaner aufmerksam gemacht, der damals die Gentem Sticks gemacht hat. „Schauts Männer, der baut so Boards wie Ihr“…..
S: In der Core Szene gab es die Surf Shapes sowieso schon viel länger.

Äsmo Wolle Nyvelt Stefan Gruber
Steve Gruber hat das Handwerk im Blut. Hier bekommt der Äsmo seinen Feinschliff. Pic: Mone Monsberger.

Aber seit wann ist es dann Mainstream?

S: Es hat sich so ein bisschen entwickelt wie beim Skifahren. Die ersten Powderski kamen raus, auf einmal wollten alle Powdern. Früher hatten die Snowboards fast alle einen Freestyle Shape, bis die ersten Firmen merkent, dass man mit expliziten Powdershapes mehr Spaß hat im Pow und sich wesentlich viel leichter tut. Und dann sprangen eben die anderen Firmen mit auf den Zug auf, Komfort ist einfach was sehr Erstrebenswertes.

Habt Ihr erwartet das Euer Projekt Erfolg haben wird oder war es eher ein Liebhaber Projekt?

S: Ich glaube Wolles Grundideee war es einfach, Surfbretter für den Schnee zu bauen, die Dynamik des Surfens direkt auf den Schnee zu übertragen.
W: Früher habe ich meine kompletten Videoparts mit einem Setup gefilmt. Aber als dann Salomon immer wieder neue Bretter gebaut hat, hatte ich dementsprechend Lust, die mal auszuprobieren, der Sickstick zum Beispiel war super. Und das Snowskate hat uns damals eigentlich dazu inspieriert, dass man ja auch Snowboarden ohne Bindung kann. Wir wollten einfach die Erfahrung machen, selbst Bretter zu bauen. Ein Faktor, der uns sicher beeinflusst hat, war die Begeisterung für die Fischshapes, die Kombination aus Swallowtails, breiten Noses, Channels, einfach so viel Auftrieb zu generieren wie möglich und dass man trotzdem das Ding kontrollieren kann. Diese Bewegung hin zum Volume Shift hat ja im Surfen schon vorher angefangen. Auch da haben die Leute früher stur an Ihren Brettern festgehalten und heute surft fast jeder zweite einen Funshape. Tom Curren hat damals in Rip Curl Search damit angefangen und im Endeffekt ist eine weltweite Bewegung daraus entstanden.

Was sagen deine Sponsoren dazu, dass du viel mit deinen eigenen Brettern filmst?

W: Gar keine Probleme. Ganz im Gegenteil.
S: Wir arbeiten ja sogar zusammen, insofern sind sie eher hyped als alles andere.
W: Ich shred jetzt seit 20 Jahren für Salomon. Damals als junger österreichischer Fahrer unterm Muc Müller, ich wurde immer in Tests eingebunden, wir haben immer ein Mitspracherecht gehabt. Beim Äsmo war es dann ähnlich mit dem Steve. Er war immer der Praktiker, konnte sehr gut mit Werkzeugen und Materialien umgehen. Von der ersten Jumpramp, bis zur kompletten Skatebowl, der Steve war da immer der Antreiber, das kam alles durch ihn. Als er mich dann damals mit den Topsheets hantieren sah, hat er gesgat, wir sollten uns eine vernünftige Werkstatt zulegen. Also haben wir uns erstmal seine
Garage umgebaut, so hat das ganze dann auf einmal gestartet, aber die Dynamik, das zu zweit zu machen, das hat den Stein ins Rollen gebracht.

Äsmo Wolle Nyvelt
Hier mit einem Brett seines Sponsors Salomon am Weg – und mit Bindungen. Pic: Mone Monsberger

Was ist das besondere für euch am Äsmo?

W: Man kann auf einmal wieder Kind sein. Es hat meine Liebe fürs Snowboarden komplett neu entfacht. Du stehts vor Lines, die du schon 180 mal gefahren bist und aufeinmal musst du sie ganz anders angehen, es ist alles komplett neu. Das ist schon flashig.

Euer Produkt wurde schon mehr oder weniger kopiert. Ärgert euch das, gibt es Konkurrenz für den Äsmo?

S: Wir leben von eine Szene die sich gerade erst neu formiert, die sich bildet. Jeder der seinen Teil dazu beiträgt etwas Positives, alleine könnten wir niemals eine Bewegung schaffen und nur die Bewegung macht es möglich. Natürlich ist es ein wenig befremdlich, wenn du auf einmal eine Kopie von deinem Board siehst, aber am Schluss denken wir uns dann: Ok, dass ist ein Dude, der die glieche Leidenschaft wie wir hat, wie sollen wir das verurteilen? Das ist eigentlich nur geil. In unserem Markt hat jeder seine seine eigene Philosophie.

W: Eben. Zum Beispiel Ben Dietermann mit Konvoi, hammergeile Bretter, sauguter Dude, es ist einfach gut zu sehen, dass da Leute draußen sind, mit der gleichen Idee und Passion. Fetten Shouout an Ben, geiler Typ.

Mit dem Äsmo ist man sehr stark auf den Teifschnee angewiesen. Habt ihr Angst vor der Klimaerwärmung?

W: No way. Die Tiroler haben jetzt gerade Powder Schneekanonen entwickelt, insofern alles easy.
S: Oder wir bauen Powderhallen. Des wird richtig scheppern. Aber ernsthaft. Wir werden sehen wo das hingeht. Es wird immer Menschen geben, die den Powder jagen.

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Wolle auf der Suche nach Pow- und der perfekten Line. Pic: Mone Monsberger

Sind eure Kids schon am Äsmo gestanden?

W: Logisch. Wir haben so ein paar kleinere Kinderbretter und da haben sie sich versucht.

Wie ist der Wechsel vom Pro ohne zum Pro mit Kindern?

W: Für mich gab es nie einen Wechsel so richtig. Meine Frau Steffi kenne ich jetzt seit 20 Jahren, die hat meine ganze Karriere ja mitgelebt und kannte mich nie anders. Und als die Kids dann da waren ging es eben so weiter. Ich finde es mega Kinder zu haben und der Rest läuft wie gehabt. Die Trips haben sich ein wenig verändert. Ich schaue eher hier zu filmen und mit Mone Monsberger zu arbeiten, was sich auch mit dem neuen Szenebewusstsein gut paaren lässt. Man fliegt halt in Zeiten wie diesen nicht mehr so
arglos wie früher mit dem Heli durch die Gegend. Früher war der Markt auch noch viel mehr auf Amerika fokussiert, auch das hat sich ein wenig geändert.

Du warst mal Rider of the Year, war es dein Karriere Highlight, ein Sprungbrett?

W: Klar war es eine riesen Ehre, in erster Linie auch mal komplett unerwartet, das war so gar nicht mein Ziel. Ich sass damals mim Armbruster in der Präsentation, die Mark Frank Montoya damals gemacht hat und ich habe Attention noch nie so gut gefunden. Ich sass nur drin und wusste, dass ich nominiert war und habe nur gehofft, dass ich nicht gewinne, weil ich nicht auf diese verdammte Bühne wollte. Aber klar macht es einen Stolz, auch wenn ich das Wort eigentlich mag.

Was machst du neben Äsmo, Steve, um dir/euch das Leben zu finanzieren?

S: Ich plane und vertreibe Kletteranlagen. Man muss es wirklich lieben mit dem Äsmo, sonst würden wir es sicher nicht mehr machen.

W: Es ist so bisschen wie ein Komapatient. Es lebt nicht wirklich, aber es stirbt auch nicht.

 

Wolle Nyvelt hat dieses Jahr ein Board für Salomon entwickelt, eine Fusion aus Äsmo und Snowboard: https://www.salomon.com/de-at/shop-emea/product/hps-salomon-x-asmo-wide-19.html#color=20289.

Solltet ihr jetzt Lust bekommen haben, euch selber einen Äsmo zuzulegen (was sich in jedem Fall lohnt) dann könnt ihr dies auf dieser Webseite: https://aesmo.d-item.com/index.php?id=60

Und weil Bilder mehr sagen als tausend Worte gibt es hier noch ein Video, wo ihr Wolle mit dem Äsmo in Action seht: