In unserer ersten Ausgabe in dieser Saison habt ihr schon einiges über Justin Leveille, sein Alter Ego „Stan“ und „Last Resort“ erfahren. Aber längst nicht alles!

Nachdem ihr die erste Ausgabe vom Prime Snowboarding Magazine in diesem Winter bekommen habt, wisst ihr jetzt schon einiges über die Hintergründe von „Last Resort With Stan“ und den Erfinder der Show Justin Leveille. Über dessen Zeit bei Yobeat, warum es zum Bruch kam und er die Show nun auf eigene Beine gestellt hat. Wir haben uns lange unterhalten und einige seiner Antworten haben einfach nicht mehr ins Heft gepasst. Deshalb bekommt ihr hier die Fortsetzung.

Gab es Probleme, das Konzept der Show von Yobeat auszulösen? Schließlich hattest du ja quasi in ihrem Auftrag gearbeitet. 

Nein. Die Dinge waren schon immer recht locker bei Yobeat, außerdem hatte ich nie einen Vertrag unterschrieben und wurde als freier Mitarbeiter bezahlt. Brooke und Jared [Brooke Geery & Jared Souney, Gründer von Yobeat; Anm. d. Red.] hatten meiner Meinung nach nie verstanden, dass diese Videos, die ich da machte, für viele Besucher das Highlight der Website war. Ihnen war es egal, was ich mit dieser Show machte und ich bin froh, dass ich nie darum kämpfen musste, die Show herauszubekommen. Im Zuge dessen war es für mich wichtig, den Namen zu ändern, damit jedem klar war, dass es mein Ding war und nichts mit Yobeat zu tun hatte.

Zwei Shows, die Stan's "Last Resort" beeinflusst haben: Die "Late Show" mit Stephen Colbert und Gary Rogers' "Skateline" auf Thrasher
Zwei Shows, die Stan’s „Last Resort“ beeinflusst haben: Die „Late Show“ mit Stephen Colbert und Gary Rogers‘ „Skateline“ auf Thrasher

Wir haben hier in Europa keine wirklichen Late-Night-Shows, aber in den USA ist das ein großes Ding und es gibt viele berühmte Late-Night-Shows und –Hosts. Bist du ein Fan dieses Formats und hat dich das in deiner eigenen Show beeinflusst?

Ja, die Late Night Shows sind fest in der amerikanischen Kultur verankert und ich habe auf jeden Fall viel Late Night geschaut, als ich jünger war. Das hat nachgelassen. Aber ich bin nach wie vor ein großer Fan von Stephen Colbert. Der größte Einfluss, was das grobe Konzept der Show betrifft, ist jedoch offensichtlich Gary Rogers und seine Show „Skateline“. Es war aber nie meine Absicht, einfach nur eine Kopie von „Skateline“ für Snowboarder zu machen. Ich würde aber nie soweit gehen, zu bestreiten, dass es zu einem gewissen Teil so ist. Dennoch unterscheiden sich die beiden Shows und ich denke, das kommt daher, dass mein Ansatz ein wenig mehr Late-Show-esk ist. Meine Einflüsse sind wohl am besten zu beschreiben als ein Mix aus Stephen Colbert, Jon Stewart und Skateline.

>> Stan’s erster Auftritt mit „Hateline“

Geisterte die Idee, solche eine Show zu machen, schon lange vor Yobeat in deinem Kopf herum oder hat sie sich zu jener Zeit entwickelt?

Als ich Managing Editor bei Yobeat war, veranstalteten wir „The Shredtown Showdown“, eine Art Contest, bei dem es darum ging, im Internet über die beste Wintersport-Stadt abzustimmen. Ich schaute zu der Zeit jeden Skateline-Clip und war ein großer Fan. So kam ich auf die Idee, ein einziges Video in diesem Stil zu drehen, um unseren Contest zu bewerben. Wir bereiteten alles vor, ich schrieb das Material, aber irgendwie war alles ziemlich lame und dumm. Zufällig war Hondo, Web-Editor bei Transworld, bei uns und so setzten wir uns einfach hin und redeten über alles Mögliche. Ich dreht im Anschluss noch vier weitere Episoden, wollte es aber schnell wieder zu Ende bringen, weil es mir zu sehr nach einer Kopie von „Skateline“ aussah. Wie gesagt, ich bestreite überhaupt nicht, dass es auch heute gewisse Parallelen gibt, aber auf anderen Seite muss man auch ehrlich genug sein und sagen, dass „Skateline“ auch nicht die Erfinder einer humorvollen, satirischen News-Show sind. Wie auch immer, ich hatte eigentlich schon wieder mit der Sache abgeschlossen, bis ich auf die SIA [große Wintersport-Messe in den USA; Anm. d. Red.] ging und von so vielen Leute erkannt wurde, die meine Show gesehen hatten. Es schien also, dass die Leute darauf standen! Also gab ich ihnen, was sie wollten und so kamen insgesamt 47 Hateline- und 12 Newshow-Episoden zusammen.


Short Cuts Justin „Stan“ Leveille


Was sind für dich die Highlights aus „Last Resort“ bis heute?

Es gibt keine einzelnen Momente, die ich da herauspicken kann. Grundsätzlich ist für mich das größte Highlight, dass die Show so vielen Leuten gefällt. Denn ganz ehrlich? Ich hatte ziemlich Schiss davor, dass sich, sobald ich mit „Hateline“ und „The Newshow“ aufhörte, keiner mehr für mich interessieren würde und ich vielleicht nur noch 50 Views auf meine Episoden bekommen würde und gezwungen wäre, aufzuhören. In dieser Hinsicht gibt es ein paar Dinge, die für mich als Highlight gelten. Wenn Leute, von denen ich niemals denken würde, dass sie die Show sehen, auf mich zu kommen. Mark McMorris etwa kam einmal auf mich zu und sagte mir, wie gern er die Show anschaut. Wenn Leute, die ich respektiere, mich für meine Arbeit respektieren, dann ist das ein ziemlich gutes Gefühl. Und auch die Tatsache, dass meine Shows von den Websites der Magazine gefeaturet werden ist ein großes Highlight für mich.

Nicht jeder ist ein Fan von Stan

Als du Terje interviewt hattest, sagte er, dass er nur Leute verarscht, die er mag. Also kann man euch als enge Freunde bezeichnen, oder?

Wenn Terje in einen Raum kommt, in dem ich auch bin, wird er wahrscheinlich meine Existenz einräumen. Das ist ein gutes Level, finde ich. [lacht]

Es gibt zwar keine Zuschauer bei dir im Studio, aber war es dennoch eine Herausforderung für dich, vor die Kamera zu treten?

Nein, das hat mir noch nie etwas ausgemacht. So war ich schon als Kind, meine Freunde und ich machten irgendwelche völlig wahnsinnigen Videos, meine Schwester und ich dachten uns irgendwelche verrückten Handlungen aus und filmten sie … ich war schon immer das Kind, das zu viel redete. Für mich war und ist schon immer alles irgendwie ein Witz. Das ist wahrscheinlich auch eine meiner größten Schwächen …

Justin, wenn er sein Alter Ego zuhause lässt | © @mysonstan
Justin, wenn er sein Alter Ego zuhause lässt | © @mysonstan

Genau das ist der schmale Grat, auf dem du und wir uns bewegen, denn auf der einen Seite will niemand beliebig sein, auf der anderen Seite willst du aber auch nicht potenzielle Kunden vor den Kopf stoßen.

Ja, darüber mache ich mir ständig Gedanken! Manchmal bekomme ich gesagt, dass ich nicht weit genug gehe und das macht mich froh und traurig zugleich, denn ich bin eine One-Man-Show und habe niemanden hinter mir, der mich auffangen könnte, sollte ich einmal wirklich zu weit gehen. Aber dann wiederum habe ich es mir auch genau so ausgesucht, denn ich bin der Einzige, der entscheidet, wie weit ich mit einem Kommentar gehe. Denn viele der Leute, über die ich in der Show spreche, sind meine Freunde! Und ich mache mir mehr Gedanken darüber, ob ich tatsächlich Snowboarder wütend mache, und weniger, ob einer Firma gefällt was ich mache oder nicht.

Du bist auch als Stand-up-Comedian unterwegs. Einer der offensichtlichsten Unterschiede zu „Last Resort“ ist, dass du die Reaktionen deiner Zuschauer nicht direkt mitbekommst, bei Stand-up dagegen schon. Mit was kommst du besser zurecht?

Das stimmt. Bei der Show kann ich nur anhand der Views erahnen, ob die Episode den Leuten gefallen hat oder nicht, denn ich achte absichtlich nicht allzu viel auf die Kommentare. Dazu kommt, dass, sobald ich „Upload“ drücke für eine neue Episode, habe ich eigentlich keinen Bock mehr darauf. Denn mit großer Sicherheit war ich für den größten Teil der letzten drei Tage wach und kann nicht mehr wirklich einschätzen, was lustig ist und was nicht. Ich habe auch diesen einen Moment in der Nacht, bevor ich die Episode veröffentliche, dass ich aufwache und denke: Diese Episode hast du verbockt, die wird keiner mögen. Jedes Mal. Wenn ich diesen Moment einmal nicht habe, muss ich mir wahrscheinlich Sorgen machen, aber bis jetzt ist es noch nicht passiert. Ich werde auch nicht aufhören, nur weil eine Episode – und der Zeitpunkt kommt auf jeden Fall – schlecht angekommen ist. Das muss man aushalten können. Stand-up ist da wirklich anders und wenn ein Witz zündet und du die Lacher direkt erntest, ist es das beste Gefühl überhaupt. Aber wenn es nicht funktioniert und Totenstille im Raum herrscht, ist das ein bisschen schwerer zu verkraften als ein beleidigter Kommentar im Internet.

Stans besondere Beziehung zu den Helgasons

Stan und Eiki | © @mysonstan
Stan und Eiki | © @mysonstan

Wer deine Show gesehen hat, wird bei einigen Episoden das Lobster- oder atrip-Logo bemerkt haben. Und mit Eiki hast du ja auch die Doku zu „Islandborn“ gemacht. Wie bist du mit den beiden in Kontakt gekommen?

Ich habe sie in Mt. Hood über einen gemeinsamer Freund – Diggels [Ryan Scardigli, arbeitet unter anderem für Bataleon, Lobster & Switback; Anm. d. Red.] – kennengelernt. Diggels war seit meiner Zeit bei Yobeat ein großer Fan von meiner Arbeit und ich weiß bis heute nicht genau warum, aber er hat sich immer für mich ins Zeug gelegt. Als wir uns in Hood trafen, fragte er mich, ob ich nicht Lust auf ein Interview mit Halldor hätte. Fuck yeah! Das war das erste Mal, dass ich Halldor traf. Das Interview lief gut, wir hatten Spaß, aber ich machte mir nichts weiter daraus. Aber im nächsten Jahr, als Monster die Premieren-Tour der Jungs sponserte, heuerten sie mich dafür an, mit auf die Tour zu gehen und darüber zu schreiben. Also fuhr ich zehn Tage mit Eiki, Halldor, Kevin und Tor quer durch Europa. Zehn Tage purer Wahnsinn. Wir lernten uns ziemlich schnell ziemlich gut kennen und so kam eines zum anderen. Ich war bei der nächsten Tour wieder dabei und machte die Online-Ankündigung für Kevin und Tors Big Air-Contest in Schweden. Irgendwann, als wir mit der ganzen Gang durch Stockholm ging, lief ich mit Eiki ein Stück hinter den anderen her und es war das erste Mal, dass wir uns wirklich unterhielten. Er ist ein cooler Kerl, viel ruhiger als sein Bruder und hat eine interessante Perspektive auf das Leben. Ich hatte das Gefühl, dass noch niemand über diese Seite von Eiki gesprochen hatte, also machte ich spaßeshalber – ich glaube, ich war betrunken – den Vorschlag, eine Doku zu filmen. Die Idee kam an, also machten wir es. Während dieser Zeit lernten wir uns immer besser kennen und wurden echte Freunde. Ich glaube, ich kenne Eiki heute besser als Halldor. Als ich davon sprach, wieder mit der Show anzufangen, rief ich Halldor an, der mich schon zuvor als Ambassador für atrip wollte, und fragte ihn nach Support für die Show. Ohne Halldor würde diese Show nicht existieren.

Danke für dene Zeit, Justin! Wir freuen uns auf viele weitere Folgen „Last Resort“!

Justin und Halldor | © @mysonstan
Justin und Halldor | © @mysonstan