Dennis Marx ist Wahl-Zillertaler und zum Snowboarden so oft es geht in den heimischen Bergen unterwegs. Wer so viel Zeit draußen verbringt, macht sich unweigerlich Gedanken über das sich verändernde Klima und welche Auswirkungen damit für das eigene Tun einhergehen. 

Ich lasse die Menschenmassen hinter mir, es gibt nur noch die Still der Berge und unendlich viele Optionen, frische Lines in den pulvrigen Schnee zu setzen. Das sind die Momente, die für mich die absolute innere Ruhe bedeuten und mir dabei helfen, meinen Kopf frei zu halten.

© Michi Reinhardt

Ich bin Snowboarder, Bergsteiger, Kletterer und Surfer. Ich lebe und liebe diese Sportarten, bei denen ich mich rein auf mein Tun fokussiere und mit den Gegebenheiten der Natur arbeite. Die größte Leidenschaft aber spielt sich für mich in den tief eingeschneiten Bergen mit meinem Snowboard oder Splitboard ab. Was nahe liegt, da ich im Berchtesgadener Land aufgewachsen bin und jetzt im Zillertal lebe. Snowboarden bedeutet von Oktober bis meistens Ende Mai so gut wie alles für mich. Ich kann nicht sagen, dass ich dieses Leben als vollwertiger Profi führe, was aber auch nicht weiter wichtig ist, denn das Wichtigste ist, dass man mit Leidenschaft dabei ist. Die habe ich und werde sie wohl auch nie verlieren. Vielleicht hat sich daraus das Privileg ergeben, Firmen wie Mizu, Level Gloves, Saxx Underwear und Nitro Snowboards als Sponsoren zu haben. Und darüber hinaus darf ich mit Patagonia zusammenarbeiten, eine Firma, zu der ich schon lange aufsehe. Mit deren Philosophie und Leidenschaft ich mich identifizieren und einstehen kann. Genau wie bei Mizu.

© Michi Reinhardt
© Michi Reinhardt

Ein bewusstes Leben mit der Natur, das Streben, sie nicht zu zerstören und verschmutzen hatte ich so schon immer und wurde mir von klein auf von meinen Eltern mitgegeben. Durch viele Surftrips und viele Winter auf dem Snowboard, verstärkt sich mein Einsatz für die Natur mehr und mehr. Denn egal wo ich hinkomme, ob am Meer oder in den Bergen. Müll finde ich überall. Deshalb habe ich es mir zur Aufgabe gemacht (soweit es mir möglich ist), alles an Müll einzusammeln und zu entsorgen.

© Michi Reinhardt
© Michi Reinhardt

Plastikmüll finde ich am häufigsten. Und da muss sich einiges verändern. Unser leichtfertiger Umgang mit diesem Material hat viel stärkere Auswirkungen als den meisten von uns bewusst ist. Hier möchte ich an jeden einzelnen appellieren, sich hinzusetzen und zu informieren, was diese Massenverwendung von Plastik für Folgen mit sich bringt. Warum ich mir derart viele Gedanken darüber mache und mich weiterhin dafür einsetzten werde? Ganz einfach. Ich will meiner Leidenschaft noch lange nachgehen, Berge besteigen und meine Lines in den Schnee setzen. Die Niederschlagsmengen im Winter gehen zurück und werden uns noch schneeärmere Winter bringen als bisher.

© Michi Reinhardt

In diesem Winter hatten wir jedoch Glück und wurden von Oktober bis März mit feinstem Pulverschnee beschenkt. Anfang Februar hatten wir wohl den heftigsten Schneesturm dieser Saison, den ich mir auf keinen Fall entgehen lassen wollte. So schloss ich mich mit meinem guten Freund und Fotografen Michael Reinhardt kurz und gemeinsam planten wir mehrere Tage ein, um rund um Kaltenbach einige Powdershots zu sammeln.

Es schneite gut über einen Meter in kürzester Zeit und Michi kam wie geplant zu mir ins Zillertal. Für den ersten Tag einigten wir uns darauf, dass wir uns während des anhaltenden Schneefalls im Wald ein paar Spots suchen würden, um uns so die Zeit bis zu einem Sonnenfenster zu vertreiben. Dann würden wir ins freie Gelände gehen und eine kleine Tour mit dem Splitboard starten. Doch am ersten Tag hatte es einfach zu viel Schnee. Wir fuhren uns derart im Wald fest und verbrachten den Tag damit, uns stundenlang zu Fuß durch den Schnee bergab zu kämpfen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es schon ziemlich lustig war. Wir sprangen über eingefrorene Wasserfälle in brusttiefen Schnee, hangelten uns an Ästen über Felswänden hinab und robbten über Latschenfelder wieder bergauf.

Der zweite Tage lief da schon besser. Leider spielte das Wetter nicht so recht mit und wir mussten einsehen, dass ein ständiger Whiteout nicht sonderlich förderlich ist, wenn man fotografieren will. Zwei Bilder bekamen wir trotz des schlechten Wetters in den Kasten. Also legten wir unsere Rucksäcke beim nächsten Liftler ab und gingen heizen. Das schlechte Wetter und steigende Temperaturen hielten noch zwei Tage an. Für den folgenden Tag war nun endlich Sonne angesagt, doch leider verbunden mit einem anhaltenden radikalen Temperaturanstieg inklusive Föhn. So mussten wir unsere Pläne den Verhältnissen und dem Wetter anpassen, um die Gefahr von Lawinen so gering wie möglich zu halten. Schnell hatten wir eine Lösung gefunden und machten uns am nächsten Morgen mit der ersten Gondel auf den Weg. Unser Ziel war das Gebiet, wo wir auch die geplante Tour zum Gipfelkamm machen würden und waren überrascht, wie gesetzt der Schnee bereits war. Nichtsdestotrotz hatten wir eine Menge Möglichkeiten. Ausgelaugt, aber glücklich endete unser Tag und wir freuten uns auf den nächsten Tag.

© Michi Reinhardt
© Michi Reinhardt

Wir passten unsere Tour an die Verhältnisse an und einigten uns auf eine kürzere, ausgesprochen entspannte Genusstour auf den Gipfel des kleinen Gilfert. 1000 Höhenmeter, nicht zu hoch, aber landschaftlich und fahrtechnisch lohnend. Nur leider waren die Temperaturen mittlerweile im Bereich der Plusgrade angelangt, was sich natürlich auch auf die Lawinensituation auswirkte, was uns beim Weg durch den Kessel deutlich vor Augen geführt wurde. Überall waren die Hänge mit Rissen bis auf die erste Schicht des Frühwinters überzogen. Wir entschieden uns, vorsichtshalber den Südgipfel anzupeilen. Das frühlingshafte Wetter bereitete uns einen entspannten Aufstieg und so zogen wir unsere Spur die erste Steilstufe hinauf und in mäßiger Steigung weiter Richtung Gipfel. Unterhalb des Gipfelhangs ging ich die letzten Höhenmeter alleine weiter und Michi positionierte sich frontal vor dem Hang, der am unteren Ende einen breiten Spalt aufzeigte. Der Gipfelhang mit seiner kurzen Rinne war dann doch steiler als erwartet. Ich entschloss mich für maximal zwei Turns und mich am Ende nach links mit einem weiteren Turn aus der Gefahrenzone zu bringen. Wie vermutet, löste sich im oberen Teil eine Nassschneelawine und schob sich langsam an mir vorbei. Das restliche Gelände war aber reiner Genuss. Wir fotografierten noch ein paar Features, zogen unsere einsame Line raus aus dem Kessel und hatten „a gscheide Gaudi“.

© Michi Reinhardt

Tage wie diese sind, in der wir die Bergwelt und Snowboarden voll genießen können, will ich mich weiter dafür einsetzen, diese Welt zu schützen. Dafür einsetzen, dass wir Menschen unser Tun und Denken verändern, um bewusster mit der Natur zu leben. Organisationen wie POW (Protect Our Winters) und andere setzen sich dafür ein und können schon Erfolge bewirken! Jeder kann aktiv werden. Achtet darauf, so wenig Plastik wie möglich zu verwenden, nehmt das Fahrrad statt dem Auto und senkt euren Konsum. Alleine bei eurer Kleidung könnt ihr vieles für die Zukunft bewirken.

Protect where you play, leave nothing behind.