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Jedes Magazin braucht einen Platz, an dem man ungeschönt darüber schreiben darf, was einen bewegt. Und wer keinen Humor hat, klickt besser weiter.

Ich hantiere in der U-Bahn mit meinem Mobiltelefon und scrolle mich durch den News-Feed von Facebook, Instagram, Twitter und Co. Von Zeit zu Zeit lasse ich den Blick durch den Wagon schweifen, so dass die Menschen um mich herum nicht den Eindruck bekommen, ich wäre ein Smartphone-Zombie, der nur mit gesenktem Kopf durch die Gegend läuft. Diesen Alibi-Blick bekommt jedoch niemand mit, da die Menschen um mich herum wie hypnotisiert in ihre blau leuchtenden Geräte blicken.

Mir fällt die Hypnotoad aus Futurama ein… Während ich so stehe und scrolle, taucht ein Artikel einer Zeitung, die sich mit Interna aus Marketing, Werbung und Media beschäftigt, auf meinem Bildschirm auf. Es geht um den Einfluss und die Bedeutung von Instagram für Firmen und wie sie mit diesem Medium umgehen sollten. Als Experten haben sich die Autoren einen Instagram-Star mit vielen tausend Followern zur Seite geholt. Ich lese den Artikel und werde neugierig, warum sie sich gerade diesen Typen ausgesucht haben.

Also mache ich mir selbst ein Bild und schaue seinen Instagram-Account an. Schließlich ist es das, was ihn auszeichnet und als Experten rechtfertigt. Er ist Mode-, genauer: Street Fashion-Blogger. Sein Profil ist voll mit Fotos von ihm selbst, wie er in wechselnden Outfits steht, sitzt, lehnt oder läuft. Dazwischen immer wieder dezent eingestreute Bilder aus dem Fitnessstudio, wie er mit perfekt sitzender Frisur und Outfit seinen gestählten Körper zeigt oder mit seinen Gym-Bros in die Kamera strahlt.

Meistens ist er jedoch alleine auf den Fotos zu sehen.

Ich scrolle mich immer weiter nach unten, immer schneller, die einzelnen Bilder verschwimmen, aber das Motiv bleibt gleich: Ein Mann in wechselnden Outfits. Da Instagram so freundlich ist, mir interessante Vorschläge zu bieten, schaue ich mir einige weitere Profile ähnlicher Lifestyle-Blogger an. Überall das gleiche Bild. Irgendetwas an dieser Sache nagt an mir und ich muss den ganzen Tag immer wieder daran denken.

Am Abend treffe ich mich mit einem Freund auf ein Bier. Wir sitzen an der Bar und nach der ersten Halben erzähle ich ihm von dem Artikel. Er, selbst im Marketing unterwegs und daher stark Social-Media-affin, weiß, wovon ich spreche. Ihm ergeht es oft ähnlich und im Laufe des Gesprächs finden wir heraus, warum. Menschen, besonders junge, die anderen Menschen auf Instagram folgen, sehe diese in einer gewissen Art als Vorbilder. Sie wollen wissen, was diese Leute machen, was sie tragen, womit sie sich beschäftigen. Daran gibt es nichts auszusetzen. Jeder hat Jugend-Idole und auch später ist es gut Menschen zu haben, von denen man sich inspirieren lässt.

Was mich an dem Hype um Insta-Stars stört

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