Freestyle Deutschland schneidet im internationalen Vergleich ziemlich schlecht ab. Das liegt unter anderem auch an den fehlenden Möglichkeiten zum gezielten Trockentraining. In München öffnet in Kürze das GravityLab, Zeit für ein Interview mit der Gründerin Sabine Schmalschläger.

Egal um welche Freestyle Sportarten es geht, Deutschland hinkt in allen Bereichen auf internationalem Niveau hinterher. Sieht man einmal von einzelnen Ausnahmetalenten wie Lisa Zimmermann oder Maxi Preissinger ab, haben wir wenig zu bieten im Gegensatz zu den führenden Nationen wie den USA, Kanada oder der Schweiz.

Sabine Schmalschläger auf der Baustelle ihres neuen Reiches
Sabine Schmalschläger auf der Baustelle ihres neuen Reiches

Dies liegt vor allem am fehlenden Nachwuchs, der in anderen Ländern bereits früh an verschiedene Freestyle Sportarten herangeführt und gefördert wird. Neben der geringen Anzahl an Snowparks, fehlen vor allem Möglichkeiten, um verschiedene Formen von Freestyle Sportarten im Trockenen auszuprobieren.

In München entsteht momentan mit dem GravityLab eine Einrichtung, die genau diese Lücke schließen soll. Nachdem das Projekt bereits mehrere Jahre in der Planung ist und am Anfang des Jahres einen neuen Standort fand, steht es jetzt auf sicheren Beinen und im Juli 2016 soll dann die erste Freestyle Halle Münchens ihre Tore öffnen.

Wir haben uns mit Sabine Schmalschläger, der Frau hinter dem Projekt, zusammengesetzt und nach einigen Hintergrundinfos gefragt.

Hi Sabine, du bist die Gründerin des GravityLabs in München. Wie bist du auf die Idee für dieses Projekt gekommen?

Ich hab Zwillinge, die sich beide für alle diese Sportarten interessieren: Skifahren, Surfen, Skaten und ähnliche Sachen. Über die Beiden habe ich dann gemerkt, dass es schwierig ist, Zugang zu den Sportarten zu finden. Ich hab mich dann damit beschäftigt, was es in diesem Bereich für Angebote gibt, was nicht und hab dann festgestellt, dass es sehr wenig gibt. Daraufhin hab ich dann beschlossen, dass man hier doch eigentlich was tun und den Kindern den Zugang zu diesen Sportarten ermöglichen muss.

Wie lange hat es nach der ersten Idee gedauert, das Konzept für das GravityLab auszuarbeiten?

Das Konzept war eigentlich schnell ausgearbeitet, aber es hat wahnsinnig lange gedauert einen Ort zu finden, an dem man dieses Konzept entstehen lassen kann. Die Idee ist vor fünf Jahren entstanden, aber ich konnte erst 3 Jahre später die erste Location finden, im ehemaligen Kunstpark Ost (heute Werksviertel). Dort kam es dann zu Verzögerungen und jetzt haben wir eine neue Location gefunden.

In eurer letzten Meldung, die ihr veröffentlicht habt, konnte man herauslesen, dass ihr mit dem neuen Standort wesentlich zufriedener seid.

Ja auf jeden Fall. Ich weine dem alten Standort keine Träne nach, es ist jetzt alles besser. Die neue Halle ist viel größer, in einem optimalen Zustand, hat eine optimale Raumhöhe, die Verkehrsanbindung ist wahnsinnig gut mit S-Bahn, U-Bahn und Bus. In direkter Nähe sind Schulen, Kindergärten, Wohngebiete, neben uns entsteht ein Boarding House – was sehr gut für Camps ist – alles super also! Zudem ist der Vermieter dem Konzept gegenüber sehr aufgeschlossen und er findet es toll, dass wir jetzt in seiner WerkStadt Sendling sind.

Du arbeitest bereits mit den wichtigsten Verbänden im Wintersport zusammen, sind schon weitere Partner mit an Board?

Wir haben Under Armour, Blackroll sowie Blue Tomato als Partner mit an Bord.

Gibt es auch Unterstützung von staatlicher Seite aus ?

Nein, da ist nie jemand auf mich zugekommen. Es gab wahnsinnig schwierige Zeiten in dem Projekt, in denen schon kleine Beträge geholfen hätten, aber leider kam da nie was. Das ist alles komplett privat finanziert.

Wie schwierig war es die finanzielle Planung für dieses Projekt zu machen und Investoren zu finden?

Sehr, sehr schwierig. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig wird. Wir haben in Deutschland einfach keine Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Sachen. Wir machen immer nur Sachen, die es schon gibt und es zählt auch nicht, dass es so etwas schon in anderen Ländern gibt, es muss sowas schon bei uns vorhanden sein. Im Nachhinein wäre es wohl besser / einfacher gewesen, wenn wir die fünfte Halle gewesen wären und nicht die erste dieser Art.

Welche Zielgruppe wollt ihr ansprechen. Die Gruppe der (Semi-) Professionellen Freestyle Athleten ist im Moment noch sehr überschaubar. Welche eurer Angebote richten sich an Personen, die bisher nichts oder nur sehr wenig mit Freestyle Sportarten zu tun hatten?

Der Punkt ist, dass wir dieses Konzept so entwickelt haben, dass wir die optimalen Trainingsmöglichkeiten für den professionellen Athleten bieten, aber, dass dieses Angebot unter Anleitung auch für den totalen Anfänger nutzbar ist. Wir haben die Freestyle Sportarten viel breiter aufgefächert: Wir bieten nicht nur Skate, Scooter, Bike, Ski und Snowboard an, sondern wir haben auch eine riesen Parcour Landschaft, Freestyle Akrobatik, Freerunning, Wakeboard Trainingsmöglichkeiten, Crossfit, Slackline, Calisthenics und was sich da noch so alles entwickelt. Alle diese Sportarten also, die die Basis bilden für einen Freestyle Athleten. Außerdem haben wir viele Trainer, die es dann auch für ein 6-jähriges Kind nutzbar machen.

An welche Altersgruppe richtet sich euer Angebot genau? Wie alt muss ein Kind mindestens sein, damit es euer Angebot nutzen kann ?

Ich hab keine richtige Kleinkinderlandschaft integriert, aber ich bin der Meinung, dass ca. 5-6 Jahre das Einstiegsalter ist, um das Angebot zu nutzen. Für noch Jüngere gibt es keine Angebote. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass dies dann auch einfach zu früh ist.

Das Gravity Lab bietet eine perfekte Grundlage für das Trockentraining der Athleten, allerdings fehlt es in Deutschland bekanntlich immer noch an Snowparks, die vor allem mit guten Kickern ausgestattet sind. Wie siehst du die Gesamtsituation an Trainigsmöglichkeiten in Deutschland, inklusive den Möglichkeiten auf Schnee zu trainieren ?

Das ist ein einziges Trauerspiel. Wir sind da absolutes Brachland und es besteht dringend Handlungsbedarf. Anstatt in immer wahnsinnigere Liftanlagen zu investieren, sollte man lieber mal einen gescheiten Park in Deutschland bauen – die Nachfrage ist da! Jedes Skigebiet in Österreich hat einen Park und sei es nur ein Kleiner, aber bei uns muss man sie intensiv suchen und kann die Angebote an einer Hand abzählen. Bei den Bergbahnen hat einfach noch kein Umdenken stattgefunden.

Das stimmt leider! Im Juli 2016 soll die Eröffnung stattfinden. Wie sicher ist dieser Termin ?

Sehr sicher. Der genaue Tag steht noch nicht fest, aber nach der Umplanung aufgrund des neuen Grundrisses sowie der neuen, viel größeren Location, hat der Einbau jetzt begonnen!

Klingt super! Wir sind gespannt und werden auf jeden Fall zur Eröffnung vorbeischauen! Vielen Danke für das Interview!

Bilder