Inhaltsübersicht:

Bang Bang – Michi Schärer’s Ausbruch aus dem Contest-Alltag!

Fotos: David Birri und Valentin Müller

Dieser legendäre Part mit Chandro Capin und Martin Rutz aus dem Film „Moment’s Notice“ der 2000 erschien, inspirierte Michi Schärer zu seinem Ausbruch aus dem Contest-Alltag. 

Sich als junger Snowboarder einen Namen zu machen ist schwer. Michi Schärer kann ein Lied davon singen, war der Schweizer doch bis vor drei Jahren praktisch unsichtbar auf dem Snowboard-Radar. Aber Michi ist talentiert und fur an Contests immer bessere Ergebnisse ein und wird ins Schweizer Nationalteam berufen.

Spätestens seit seinem Finaleinzug an den Olympischen Spielen, ist Michi im internationalen Contest-Geschehen angekommen. Nach Olympia stiegen logischerweise die Erwartungen an den Upcomer, weitere Topplatzierungen für sein Heimatland einzufahren. Doch was macht der Schweizer, dessen Mutter aus Deutschland stammt? Er pfeift auf die Punktejagd und stellt fest, dass es beim Snowboarden nicht nur um Leistung gehen sollte.

Michi Schärer’s Ausbruch aus dem Contest-Alltag!

Manchmal muss es einen aus der Bahn werfen, um mit etwas Abstand klar sehen zu können. Michi verletzte sich während des Big Air Finales an den Olympischen Spielen in Pyeongchang an der Schulter und brachte trotzdem einen 6. Platz aus Südkorea mit in die Schweiz.

Seine Verletzung zwang den damals 21-Jährigen zu einer neunmonatigen Reha. „In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich zu viele Contests und Trainingseinheiten gefahren bin! Contests sind mega cool, aber über die Dauer einer Saison hinweg wird es monoton und die Motivation geht verloren. Diese ist für mich aber wichtig, um erfolgreich Snowboarden zu können.“

„Snowboard-Movies und Magazine waren und sind für mich die größte Inspiration!“

Michi fliegt vor der Explosion per Bs 180° über den großen Kicker im Snowpark Grindelwald-First in Richtung Kamera.

Auch wenn der Snowpark Grindelwald-First Teamrider weiterhin Contests fahren wird, hat er herausgefunden, dass seine größte Inspiration aus Filmen und Magazinen stammt. Dort spielt das Sammeln von Punkten keine Rolle, sondern es geht um Spaß, Kreativität und Ästhetik. „Snowboard-Movies und Magazine waren und sind für mich die größte Inspiration! Trotzdem hatte ich bis zu meiner Verletzung das Gefühl, dass Filmen und Fotografieren nicht mit Contestfahren und dem Swissteam zu vereinen sind.“

Bang Bang! Hier das Video zu Michi’s Ausbruch aus dem Contest-Alltag.

Zwischen Reha-Einheiten fand Michi heraus, dass es an der Zeit zum Umdenken war. Weiterhin nur auf die Wettbewerbskarte zu setzten sei Blödsinn und engstirnig. Um overall ein guter Snowboarder zu sein, gehört auch overall alles dazu was Snowboarden ausmacht. „Powdern macht einfach Spaß und ist eine riesige Energiequelle für meine Motivation. Und wer im Tiefschnee seine Tricks beherrscht, für den ist es ein Leichtes diese in den Park zu adaptieren.“ Die Abwechslung macht den Unterschied! Michi zieht sich für ein paar Monate vom Contest-Geschehen zurück und geht Fotografieren und Filmen.

Michi Schärer’s Ausbruch aus dem Contest-Alltag!

An einem Downday in LAAX, verbachte Michi viel Zeit mit seinem Contest-Buddie Jonas Bösinger im Caffè NoName. Irgendwie landeten die beiden in der Vergangenheit des Snowboardens. Im Fokus stand ein Videopart aus dem Jahr 2000, des legendären Films „Moment’s Notice“ von Marco Lutz. In dem Videopart hauen sich Chandro Capin und Martin Rutz ziemlich wild aus Kicker raus, die nach ihrem Absprung in die Luft gesprengt wurden. So sinnlos dieser Part schien, so unglaublich unterhaltend und erfrischend kommt das Chapter rüber. Sinnbefreit, aber cool zum Anschauen, gemixt mit Spaß und etwas Nervenkitzel – Michi war im wahrsten Sinne des Wortes angezündet!

„Den Gedanken einer völlig sinnbefreiten Session mit etwas Nervenkitzel, fand ich einfach genau das Richtige. Einen Gegenpol zu meinem Wettkampfleben, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird und die geringste Unachtsamkeit schwere Verletzungen zur Folge haben kann“. Den Gedanken eines kurzen Clips mit Explosionen nimmt Michi mit unters Kopfkissen und greift ein paar Tage später zum Telefon. Er erzählt Gian Simmen von den Jungfraubahnen von seiner Idee. Gian, der selbst 2000 als Fahrer bei „Moment’s Notice“ vor der Kamera stand, war von der Idee angefixt und stellte den Snowpark Grindelwald-First zur Verfügung. Allerdings mit der Auflage, dass das Shooting auf professionellem Niveau mit einem Pyrotechniker umgesetzt werden musste.

Michi Schärer’s Ausbruch aus dem Contest-Alltag!

Ganz ohne Organisation und Verstand funktioniert eine Session, bei der sich alles um sinnbefreiten Spaß handeln soll, dann doch nicht. Denn Michi muss sich auf die Suche nach einem Sprengmeister machen und stellt relativ schnell fest: Explosionen am Berg  zum Nulltarif gibt es nicht. Der Pyrotechniker ist gefunden, doch das schmale Budget erlaubt genau zehn Sprünge bzw. Explosionen, mehr ist nicht drin. Um also einen Clip realisieren zu können, musste jeder Versuch ein Treffer sein.

Michi und Moritz entkommen der Feuerwalze gekonnt per 360°

Und wieder tauchte die Sinnfrage auf, aber Michi hatte sich entschieden! „Natürlich musste ich mich hinterfragen, ob ich das wirklich durchziehen wollte, aber muss denn immer alles Sinn ergeben? Snowboarden macht doch auch genau deshalb so viel Spaß, weil auch einfach Mal was Non Sense sein darf. Ich hat- te Bock auf die Session und habe allen Beteiligten gesagt, dass die Party steigt!“

„Natürlich musste ich mich hinterfragen, ob ich das wirklich durchziehen wollte, aber muss denn immer alles Sinn ergeben?“

Gesagt, getan: Der Tag kam und Michi flog zusammen mit seinem Shred-Buddie Ralph Menth vor den zehn Salven davon und schaffte es tatsächlich einen Clip zu produzieren. Auf die Frage, ob das Resultat für ihn einen höheren Stellenwert als eine gute Contest-Platzierung habe, meinte Michi: „Einen direkten Vergleich zu ziehen fällt schwer, aber ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Wobei, mit meinem Method aus dem Clip bin ich überhaupt nicht glücklich, den kann ich viel besser, aber ich hatte eben nur den einen Versuch!“

Und so kurierte Michi sein Piepen im Ohr von den lauten Explosionen über Nacht aus und stellte fest, dass die Bang Bang-Session eben doch einen Sinn hatte, denn der Dreh mit all den Jungs, hat viel Spaß gemacht und zum Shredden motiviert. Ob der Dreh nun etwas damit zu tun hatte wissen wir nicht, aber Michi ist am Morgen nach der Session nach Andorra geflogen und gewann dort den Total Fight, den letzten großen Contest der Saison und einer seiner ersten Contests nach seiner Verletzungspause.

Auf der nächsten Seite Euch Michi Schärer im Interview.