Kannst du uns ein Beispiel geben, wie sich deine Art zu fotografieren durch das Studium verändert hat?

Als ich anfing, habe ich einfach Fotos gemacht, von denen ich dachte, sie sähen schön aus. Durch die Arbeit mit Printmedien und die Entwicklung eigener Bilderserien, die in Zusammenarbeit und Absprache mit Dritten entstanden, habe ich ein neues Verständnis für Fotos bekommen. Ein Foto kann, gerade in der Verbindung mit Schrift und Text, so viel mehr als nur ein schönes Ding sein. Ein Foto kann gut aussehen und trotzdem keine Seele haben. Mich spricht ein Foto genau dann wirklich an, wenn es etwas transportiert und eine gewisse Art von Bedeutung besitzt.

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Wonach suchst du in einem Foto, worauf legst du besonderen Wert? Steht die Action im Vordergrund, die Atmosphäre, das Licht?

Style. Sobald jemand Style hat, bin ich sofort dabei. Für mich spielt es dabei keine Rolle, was für einen Trick er macht oder wo er ihn macht. Die Persönlichkeit eines Fahrers spielt aber auch eine große Rolle, Fotos werden dann am besten, wenn ich mit dem Fahrer auf einer Wellenlänge bin. Das war bis jetzt zum Glück immer so. Ein Fahrer kann noch so gut sein, wenn er sich jedoch wie ein Idiot verhält, sind die Fotos, egal wie gut sie sein mögen, am Ende für mich weniger wert. Als dritten Punkt, der mich immer anspricht in einem Foto, ist Simplizität. Ein schöner Turn, ein stylischer Ollie, das sind Dinge, die mich nach wie vor am meisten faszinieren.

Fotografie gehört leider auch nicht zu der Sparte von Berufen, mit denen man schnell reich werden kann. Welche Jobs hast du schon machen müssen, um die nächste Miete zu zahlen?

Ich habe erst vor kurzem eine Liste mit meinen Favoriten aus der Kategorie „Jobs-um-zu-überleben“ gemacht. Hier sind sie: Bauarbeiter, Gärtner, Iglu-Shaper, Kartoffelbauer und Chauffeur. [lacht]

Ein Ausschnitt aus Theo's Instagram-Auftritt | @theoacworth
Ein Ausschnitt aus Theo’s Instagram-Auftritt | @theoacworth

Wenn also alle Stricke reissen, hast du ja ein paar nützliche Skills! Wie denkst du über Instagram und ähnliche Plattformen, auf denen täglich Millionen Bilder hochgeladen und überscrollt werden?

Es ist ein zweischneidiges Schwert. Mein Instagram-Profil ist das öffentliche Gesicht für meine Fotografie. Mit ihm kann ich Leute wissen lassen, dass ich aktiver Fotograf bin und es gibt mir die Möglichkeit, mit Menschen aus der ganzen Welt zu kommunizieren und in Kontakt zu bleiben, die ich ohne diese Plattform vielleicht nie kennengelernt hätte. Das ist die gute Seite. Die offensichtlich negative Seite ist, dass es den Wert von Fotografie senkt. Die Leute werden mit Fotos bombardiert, für die man früher hätte Geld bezahlen müssen, aber dazu sind die wenigsten noch bereit. Es ist ein paradoxes Verhältnis: Es gibt Fotos und Filme, die wir heute als legendär einstufen, doch diese haben ihren Status auch deshalb bekommen, weil es zu ihrer Zeit nun mal nur eine Handvoll Filme und wenige gute Fotos gab. Würde man einen Snowboarder aus der damaligen Zeit befragen, würde er sich doch mit Sicherheit mehr Bildmaterial wünschen, oder nicht? Und heute? Wir haben Unmengen an Filmen, Videos, Clips, Fotos, aber sind sie deshalb auch besser? Man muss sich bewusst sein, dass es zwei verschiedene Umgangsweisen mit Bildern gibt: die, die man „liked“ und vergisst, und die, die in Magazinen landen und einem irgendwann einmal wieder in die Hände fallen. Beides hat seine Berechtigung und als Fotograf muss man lernen, mit beidem umzugehen.

Aus: Prime Snowboarding Magazine #13