Du bist noch nie andere Bretter gefahren und hast auch deinen Hauptsponsor nie gewechselt. Wie hast du es angestellt, so lange im Team zu bleiben? Es gibt nur wenige, die Ähnliches geschafft haben.
Das ist eine schwierige Frage, denn ich möchte niemanden angreifen oder kritisieren. Ich denke, der Grund, warum ich schon so lange bei Burton bin, ist, dass ich von Anfang an ehrlich war, ich habe nie etwas getan, was der Firma schaden könnte und bin heute wie damals stolz, Teil der Familie zu sein. Als Nike sein Team groß aufzog, haben sie mir ebenfalls ein Angebot gemacht, mit dem ich sehr viel Geld gemacht hätte, doch ich habe abgelehnt. Geld ist nicht immer der Schlüssel zum Glück. Ich wollte Burton nicht aufgrund des Geldes verlassen und eine komplett neue Beziehung aufbauen, sondern weiterhin mit den Leuten arbeiten, die ich kannte und denen ich vertraute. Seit 15 Jahren bin ich nun Teil dieser Firma und nach so einer langen Zeit fühlt es sich wirklich wie eine Familie an.

Mikkels zweite großen Leidenschaft: die Musik | © Burton/Gabe L'Heureux
Mikkels zweite großen Leidenschaft: die Musik | © Burton/Gabe L’Heureux

Dennoch ist es mehr als ein familiäres Verhältnis, denn du arbeitest ja für sie.
Ja, und das darf man bei all der Freundschaft nicht vergessen. Wenn sie etwas von dir verlangen, ist es deine Aufgabe, den Job so gut wie du kannst zu erledigen. Ich habe sehr großen Respekt vor dieser Firma und ich denke, dass sie mir ebenfalls Respekt entgegenbringen. Anders funktioniert es nun mal nicht.

Wie ist dann deine Entscheidung aufgenommen worden, aus dem Contest-Geschehen auszusteigen, in dem du ja sehr erfolgreich warst?
Ich bin sehr froh, dass ich diese Zeit erlebt habe. Es hat mir geholfen, mich zu beweisen und ich wäre sicher heute nicht hier, hätte ich diese Laufbahn nicht durchgemacht. Doch als ich festgestellt habe, dass der Ehrgeiz vieler Fahrer es unmöglich machte, mit ihnen befreundet zu sein und sie so versessen darauf waren, der Beste zu sein, musste ich raus. Du kannst noch so viele Goldmedaillen sammeln, keiner wird „der Beste“ sein. Als die Coaches ins Spiel kamen, Leute, die den Snowboardern sagten, was sie tun sollten, obwohl die ja viel besser als die Trainer fuhren, war für mich endgültig Schluss. Schließlich war es genau das, was mich an den anderen Sportarten von Beginn an gestört hatte! Ich wollte Freiheit. Beim Contest-Snowboarden sah ich die jedoch nicht mehr. Meinen Abschied hatte ich, als es darum ging, mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Ich war zunächst dagegen, entschied mich um, weil ich es als Teil des Jobs sah, erkannte aber doch, dass das einfach nicht ich war. Es würde mich nicht glücklich machen.

Mikkel beschwört seinen inneren Nicolas Müller herauf | © Burton/Gabe L'Heureux
Mikkel beschwört seinen inneren Nicolas Müller herauf | © Burton/Gabe L’Heureux

Als ich das erkannte, bin ich zu Burton und habe es ihnen genau so gesagt. Ich bin schon immer gleichzeitig Contests gefahren und habe gefilmt, doch nun war ich an dem Punkt, an dem ich mich voll und ganz aufs Filmen konzentrieren wollte. Für Burton ging das in Ordnung. Ich froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin, weiterhin die Unterstützung von Burton habe und nun genau das machen kann, wovon ich schon immer geträumt habe und wo meine Leidenschaft liegt.

Aus: Prime Snowboarding Magazine #13