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Gian Simmen – First Time Olympics

Spricht man über „First Times“ im Snowboarden, ist an ihm eigentlich kein Vorbeikommen. Gian Simmen war dabei, als Snowboarden in Nagano 1998 olympisch wurde. Nicht nur das, er holte auch gleich die erste Goldmedaille in der Halfpipe heim in die Schweiz. Seine lange Karriere beinhaltet noch viele weitere Erfolge und Höhepunkte, doch dieser eine Sieg sticht immer ein wenig heraus und wird ihn für den Rest seines Lebens begleiten. Wie ist das, so ein wichtiger Teil der Geschichte des Contest-Snowboardens zu sein?

Der erste olympische Sieger im Snowboarden | © Red Bull Content Pool
Der erste olympische Sieger im Snowboarden | © Red Bull Content Pool

18 Jahre ist es her, seit du bei den Olympischen Winterspielen in Nagano die erste Goldmedaille im Snowboarden gewonnen hast. Was bedeutet dieser Sieg nach all der Zeit für dich?
Er ist immer noch Teil meines Lebens, denn es war der Startpunkt meiner Karriere. Vor den Olympischen Spielen hatte ich bis auf den Titel des Schweizer Meisters 1996 nie etwas gewonnen. Für mich bedeutet der Sieg zweierlei: Zum einen war es das erste Mal, dass Snowboarden Teil der Olympischen Spiele war und der Sieg schon alleine deshalb etwas Besonderes, zum anderen war es mein erster Erfolg auf internationalem Parkett. Natürlich gibt es immer gewisse Leute, die einen darauf reduzieren, aber für mich war es die Initialzündung einer Karriere, die noch weitere Höhepunkte beinhaltet.

Bist du es leid, dass du immer wieder auf diesen Sieg angesprochen wirst?
Nein. Es ist Teil der Arbeit. Wenn du CEO einer Firma bist, wirst du auch immer wieder auf die herausragenden Erfolge angesprochen werden oder auch darauf, wenn du etwas in den Sand gesetzt hast. Es gehört zum Job dazu, ich habe im Februar 1998 „Ja“ zu dieser Aufgabe gesagt, es ist Teil von mir und meiner Geschichte und aus diesem Grund bin ich es nie leid geworden.

Ist schon ein paar Jahre her, dass Gian in Nagano an den Start gegangen ist
Ist schon ein paar Jahre her, dass Gian in Nagano an den Start gegangen ist

Snowboarden stand damals noch ziemlich am Anfang und war gerade dabei, richtig groß zu werden. Wie hast du das selbst erlebt, hat dein Erfolg Snowboarden in der Schweiz, aber auch im Rest Europas einen weiteren Schritt nach vorne gebracht?
Ich denke schon. Snowboarden war im Aufschwung, es gab sehr viele Events, es herrschte ein großes Interesse und dieser Sieg hat sicher dazu beigetragen, Snowboarden dahin zu bringen, wo es heute ist. Für die Schweiz war es noch einmal etwas Besonderes, da sie bei den Spielen in Nagano sehr schlecht abgeschnitten hatte und der mediale Fokus daher sehr stark auf mich gerichtet war. Außer mir haben nur die Curling-Spieler eine Goldmedaille gewonnen und Curling hatte damals ein sehr, sehr verstaubtes Image.

Wie lange hat es gedauert, bis dir wirklich bewusst wurde, was du da erreicht hast und was das nicht nur für dich, sondern für Snowboarden insgesamt bedeuten würde?
Das war mir sehr, sehr lange nicht bewusst. Ich denke, es hat bestimmt drei Monate gedauert, bis dieser Sieg wirklich bei mir angekommen ist. Der ganze Umfang dessen, was ich da erreicht hatte, ist mir jedoch erst viel später bewusst geworden. Und zwar erst, als wir vier Jahre später in Salt Lake City an den Start gingen und gesehen haben, wieviele Zuschauer gekommen waren, um Snowboarden anzuschauen. Das Halfpipe-Finale der Männer war so schnell ausverkauft wie die Finals bei der Abfahrt und im Hockey und ist damit zu einem der am schnellsten ausverkauften Finals aller olympischen Disziplinen geworden. Dass ich Teil dieser Geschichte oder vielleicht sogar der Anfang dessen sein durfte, was da ins Rollen gekommen war, wurde mir also wirklich erst vier Jahre nach Nagano klar.

© Privat
© Privat

Die Olympischen Spiele sind nach wie vor ein sehr kontroverses Thema im Snowboarden, daran hat sich bis heute nichts geändert. Glaubst du, dass es zu einer Aussöhnung der verschiedenen Positionen kommen kann und was wäre dafür notwendig?
Die Olympischen Spiele sind generell ein kontroverses Thema, nicht nur im Snowboarden. Die ganzen Doping-Skandale wie jetzt wieder mit Russland machen die Spiele zu einer viel diskutierten Angelegenheit. Aber ja, es gibt immer noch eine kleine Fraktion der Snowboarder, die die Olympischen Spiele als kontrovers betrachten. Aber der einzige, der wirklich die Eier hatte, etwas zu tun und seine Meinung mit Taten zu untermauern, war Terje. Für alle anderen Wettkampffahrer ist es heute das große Ziel, bei den Spielen mitzufahren, weil es nun einmal die größte Plattform ist, auf der man sich präsentieren kann. Es ist das größte Sport-Event auf der Welt und wenn du Olympia-Siegerin einer Disziplin bist, hast du eine x-fach größere Chance, dich zu vermarkten. Das ist kein Geheimnis. Am Ende möchte jeder mit seinem Hobby oder seinem Sport Geld verdienen und überleben können.

Der Startschuss für die Karriere des Schweizers | © Privat
Der Startschuss für die Karriere des Schweizers | © Privat

Du bist heute Vater von vier Jungs. Da können wir uns die Frage natürlich nicht verkneifen, ob du deine Jungs direkt auf ein Snowboard gestellt hast oder selbst entscheiden hast lassen, was sie fahren möchten?
Ich habe sie natürlich zuerst auf ein Snowboard gestellt, weil bei uns zuhause nun mal Snow- und Skateboards herumliegen. Auch den Kleinsten, der gerade 17 Monate alt ist, habe ich schon zum Spaß auf ein Brett gestellt und ein wenig im Schnee herumgeschoben. Aber sie werden selbst entscheiden dürfen, ob sie überhaupt fahren wollen oder nicht. Ich habe das große Glück, dass meine Jungs sehr aktiv sind und Snowboarden und Skaten wollen, aber sie müssen auch Skifahren lernen. Dadurch, dass sie geradeaus zum Hang stehen ist es einfacher, sich auf der Piste zu orientieren und vor allem auch mit der Geschwindigkeit umzugehen lernen.

Ist deinen Kids bewusst, welche Rolle du im Snowboarden spielst?
Der älteste ist achteinhalb Jahre alt, der bekommt so langsam ein wenig davon mit. Die anderen sind noch zu jung, um sich darüber Gedanken zu machen. Sie haben einfach einen Vater, der gut snowboarden kann, aber es gibt viele Väter, die etwas gut können und von daher spielt das für sie noch keine Rolle.