Inhaltsübersicht:

Jeremy Jones – First Time Legend

Jeremy Jones ist der Inbegriff von Beständigkeit. Seit seinem ersten Auftrifft auf der Bühne des professionellen Snowboardens ist er nie wieder verschwunden. Als Teil der Forum 8 hat er sich schon früh einen Platz in den Reihen unserer Helden gesichert, doch gab es für ihn nie einen Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Jahr für Jahr warf er sich mit voller Kraft in seine Arbeit. Unzählige Video-Parts, Magazin-Cover, Interviews, Trick-Features etc. sind der Beweis für seinen Eifer. Man darf das Wort nicht zu leichtfertig verwenden, sonst verliert es an Bedeutung, doch Jeremy Jones ist eine Legende und hat sich diesen Titel verdient. Wir wollten wissen, wie er selbst seine Rolle im Snowboarden sieht und was es für ihn bedeutet, diesen Titel verliehen zu bekommen.

Jeremy Jones bei "The Spot" | © JP Walker
Jeremy Jones bei „The Spot“ | © JP Walker

Erinnerst du dich daran, wann du in den frühen Jahren deiner Karriere zum ersten Mal einen deiner Helden zum ersten Mal persönlich getroffen hast?
Da fallen mir ein paar Begebenheiten ein, aber es gibt eine, die für mich besonders heraussticht. Eigentlich sind es zwei, mit der gleichen Person in einem Abstand von zwanzig Jahren. Jamie Lynn war in meinen frühen Tagen bei Forum schon einer der Größten für mich, aber persönlich kennengelernt hatte ich ihn nie. Ich traf ihn zum ersten Mal in San Diego, im Rahmen einer Filmpremiere oder irgendeiner Messe, das weiß ich nicht mehr genau. Er saß am Straßenrand, ich setzte mich daneben, aber mir fiel einfach nichts ein, was ich hätte sagen sollen. Mir fehlten zum ersten Mal tatsächlich die Worte. Also saß ich da und brachte irgendwann nur ein „Hey Jamie, freut mich dich kennenzulernen!“ zustande. [lacht] Das war’s. In den folgenden Jahren traf ich ihn kein einziges Mal wieder. Letztes Jahr flog ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Kanada zur Baldface Lodge und war schon beim Einsteigen in den Flieger ziemlich genervt, weil ich nur noch einen Platz in der Mitte bekommen hatte und wusste, dass ich die nächsten Stunden eingezwängt zwischen irgendwelchenTypen sitzen musste. Da saß ich also und als ich meinen Kopf nach rechts drehte, erblickte ich einen tätowierten Arm und eine Hand, die in ein Skizzenheft malte. Ich erkannte den Zeichenstil sofort, es war Jamie. Dieses Mal fielen mir aber ein paar Worte mehr ein als damals, ich erzählte ihm von unserer ersten Begegnung und wir unterhielten uns den Rest des Fluges. An diese beiden Begegnungen mit einem meiner Helden erinnere ich mich sehr gerne zurück.

Heute bist du in der Position, in der dich Leute ansprechen und vielleicht fehlen auch ihnen manchmal die Worte, da du nun selbst schon zu der Gruppe der „Legenden“ gehörst. Kein Begriff, den man achtlos verwenden sollte, aber bei dir angemessen ist. Wie gehst du damit um, wenn dich jemand als solche bezeichnet?
Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte nie daran gedacht, einmal in einer Position zu sein, in der mich Leute so sehen wie ich damals etwa Jamie gesehen habe. Es fühlt sich noch immer nicht real an, wenn mich jemand als eine Legende bezeichnet. Vielleicht fühle ich mich einfach nicht als solche! Was ich mit diesem Wort verbinde ist mehr, als ich bei mir sehe. Das, was ich erreicht habe, reicht für mich persönlich nicht aus, um mich als Legende zu sehen.

Still going strong. Auch mit 40. | © JP Walker
Still going strong. Auch mit 40. | © JP Walker

Was macht für dich jemanden zu einer Legende?
Jemand, der neue Aspekte und Veränderungen ins Snowboarden gebracht hat. Das geht über die bloße Länge einer Karriere hinaus. Eine Legende ist für mich jemand, der sich getraut hat, Snowboarden anders zu sehen als der große Rest und es dann geschafft hat, für lange Zeit von Bedeutung zu bleiben. Es reicht nicht, einer der besten Snowboarder zu sein und es für fünf oder zehn Jahre zu killen, sondern deine Art zu Snowboarden und zu denken muss über den reinen Trick hinausgehen. Dann erst kann man in meinen Augen zu einer Legende werden. Für mich gehören zum Beispiel Noah Salasnek, Jamie Lynn und Peter Line in diese Reihen. Jeden Tag, den sie auf dem Brett verbrachten, konnten sie Neues erfinden und Geschichten schreiben, die man sich noch viele Jahre später erzählen würde.

Für jemanden, der jünger ist und zu einer anderen Zeit ins Snowboarden hineingekommen ist, bist aber du in genau dieser Position.
Ja, das kann ich auch so stehenlassen. Ich fühle mich unglaublich geehrt, wenn mich jemand in dieser Gruppe von Fahrern sieht, kein Zweifel. Dennoch ist es nicht immer leicht, diesen „Titel“ zu akzeptieren.

Du bist in einem Alter – entschuldige, wenn ich das so ausdrücke – in dem sich andere Fahrer längst dazu entschieden hätten, der Straße den Rücken zu kehren und nur noch Powder-Soul-Snowboarden zu gehen. Kannst du in Worte fassen, was dich seit so langer Zeit schon antreibt?
Ich habe mir diese Frage in den letzten Jahren oft selbst gestellt. Ich weiß nicht genau, was es ist. Die einzige Erklärung, die ich gefunden habe, ist, dass die Liebe und Leidenschaft für das, was ich tue, so tief in mir verwurzelt und Teil meiner Persönlichkeit ist, dass ich nicht einfach aufhören kann. In deinem Leben gibt es viele Dinge, für die du brennst und alles dafür tun würdest, aber oft verschwinden sie auch wieder aus deinem Blickwinkel, dein Fokus verschiebt sich, andere Aspekte werden wichtiger. So geht es mir in vielen Bereichen natürlich auch, aber Skate- und Snowboarden sind zwei Dinge, die nie auch nur ansatzweise an Anziehungskraft verloren haben. Ich brenne heute noch genau so für Snowboarden wie damals und daran wird sich auch in Zukunft wohl nichts ändern.

>> nächste Seite: Gian Simmen