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Interview George Kleckner

George Kleckner ist einer der beiden Gründer von Union. Bevor er mit Martino Fumagalli in Seattle sein eigenes Brand ins Leben rief, war er bereits lange im Snowboarden tätig. Zunächst als Fahrer, dann bei Joyride Snowboards und schließlich als Team- und Marketing-Manager bei Drake/Northwave. Was als kleines Unternehmen begann, hat sich heute zu einem der führenden Bindungshersteller entwickelt mit einem großen Team herausragender Fahrer, die sich nicht in eine spezielle Ecke stellen lassen, sondern die ganze Bandbreite des Snowboardens abdecken. Was hat Union bewogen, gerade in diesem Jahr einen so aufwendigen Team-Movie zu produzieren und was hat der Titel „Stronger“ zu bedeuten?

Fallen wir mit der Tür ins Haus: Warum habt ihr „Stronger“ als Titel für den Film gewählt?
Es geht dabei nicht um unsere Bindungen und deren Eigenschaften, sondern um die ganze Crew von Leuten, die zu Union gehören. Deren Erfahrungen und Expertise sind es, was unser Team ausmacht. Als Unternehmen und Team bist du nur so stark wie das schwächste Mitglied und diesen Geist der Zusammengehörigkeit wollen mir mit „Stronger“ ausdrücken.

George Kleckner (links) mit Dan Brisse
George Kleckner (links) mit Dan Brisse

Der Film ist ein ziemliches Schwergewicht. Wann habt ihr beschlossen, diesen Film zu machen?
Wir haben schon sehr lange mit dem Gedanken an einen eigenen Film gespielt. Es fing damit an, als Capita eigene Filme herausbrachte. Unsere Firmen sind eng miteinander verbunden und Blue [Montgomery, Capita-Gründer; Anm. d.Red.] fragte uns immer halb im Spaß, wann wir endlich einen eigenen Film machen würden. Der Grund, warum wir ihn erst jetzt machen, ist simpel. Wir haben ein ziemliches All-Star-Team und die Jungs haben viele Verpflichtungen für andere, größere Sponsoren und waren in mehrjährige Projekte wie Nike’s „Never not“ oder Brain Farm’s „The Fourth Phase“ involviert. Erst 2013 war ich an einem Punkt angekommen, wo ich es für tatsächlich realistisch hielt, in den kommenden Jahren einen eigenen Film zu produzieren. Ende 2014 waren wir dann soweit, hatten das nötige Budget beisammen und konnten anfangen, die Fahrer und Leute hinter der Kamera auszuwählen. Wir wussten, dass wir an dem Film nichts verdienen würden, es würde ein reiner Invest in die Marke sein. Rein aufs Filmen bezogen, ist es dennoch kein mehrjähriges Projekt, ich glaube, es gibt nur einen Shot, der nicht aus dem letzten Winter ist.

Mit „The Fourth Phase“, „AfterForever“ und Nicolas Müllers „Fruition“ hattet ihr ziemliche Banger als Konkurrenz. War es schwer für euch, die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen?
Ja, und es kamen ja noch mehr Filme dazu. Bode Merrill, Videograss… Aber ehrlich gesagt, ist es gut so. Es war ein gutes Jahr für Snowboard-Movies. Wir wollten mit unserem Film keine Awards gewinnen, unser Film ist frei verfügbar und wird online für immer weiterleben. Unser Ziel war es, mit diesem Film so viele Menschen wie möglich zu erreichen und ihnen die Chance zu geben, ihn sich immer und immer wieder anzuschauen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Wir haben ihn auf Snowboard-Film-Festivals gezeigt und sind ziemlich stoked, dass wir in einer Reihe mit Filmen stehen werden, die die Leute umhauen. Bei keinem der Filme, die in diesem Herbst herausgekommen sind, wurde den Leuten langweilig, es kam ein Banger nach dem anderen.

Kazu Kokubo, eine der Backcountry-Freestyle-Legenden in Unions Team | © Red Bull Content Pool
Kazu Kokubo, eine der Backcountry-Freestyle-Legenden in Unions Team | © Red Bull Content Pool

Wie ist der Film aufgebaut?
Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir einen ziemlich klassischen Snowboard-Film machen werden. Es gibt keine Dialoge, niemanden, der dir erklärt, was Snowboarden ist oder etwas in der Art. Part auf Part reiner Snowboard-Porno.

Also eher ein Geschenk an Snowboarden, das nicht viel Erklärung bedarf?
Ja, das Ziel war, etwas zurückzugeben und Teil des Ganzen zu sein; unseren Teil zu der Vielschichtigkeit dieser vielen Filmprojekte beizutragen. Und natürlich, um unseren Teamfahrern zu helfen, sie in ihrer Karriere zu unterstützen und unser eigenes Brand weiterzubringen. Aber vor allem, um den Stoke des Snowboardens weiterzugeben.

Wie ist es zur Zusammenarbeit mit den Pirates gekommen?
Als wir mit Union anfingen, haben wir einige ihrer Filme unterstützt. Es sind coole Jungs und die Zusammenarbeit hat immersehr gut funktioniert. Sie sind sehr professionell in dem, was sie tun und über die Jahre haben wir sie immer wieder für verschiedene Projekte an Bord geholt. Als wir an dem Punkt waren, wo es um die tatsächliche Umsetzung des Films ging, war mir klar, dass der Film ohne die Pirates nicht stattfinden kann. Das hat nichts damit zu tun, dass es keine andere Produktionsfirma gibt, die ihr Handwerk versteht, aber mit den Pirates befinden wir uns auf einem Level des gegenseitigen Verstehens, das wir woanders nicht finden würden. Wenn du einen Film wie diesen in Angriff nimmst und so viel Geld investierst, musst du dir zu hundert Prozent sicher sein, dass alle mitmachen und das Projekt durchziehen. Bei den Pirates wussten wir, wenn sie zusagen, sind sie bis zum Schluss dabei. Es ist jedoch kein Pirates-Movie geworden, was einige Leute vermuten könnten, wenn sie das lesen. Wir haben mit Basti [Balser, Pirate Movie Production; Anm. d. Red.] einen anderen Ansatz was Filmen und Editing betrifft erarbeitet, der sich vom Pirates-Style unterscheidet und etwas ganz Neues hervorbringt. Skylar Brent, der zuvor am Thirtytwo-Film mitgearbeitet hat und mehr vom Skateboarden inspiriert ist, hat einige Wochen in Innsbruck verbracht, um am Schnitt mitzuarbeiten wie auch Scott Stevens, der ebenfalls ein paar Wochen in Österreich war.

Die Pirates schauen auf eine lange Liste an Filmen zurück
Die Pirates schauen auf eine lange Liste an Filmen zurück

Ist der Film für den Core-Snowboarder gedacht, der Snowboarden lebt und atmet oder kann auch derjenige etwas damit anfangen, der nur ein paar Tage zum Snowboarden in der Saison auf den Bergkommt?
Der Film ist für jeden. Das ist auch die Philosophie, die wir bei Union haben. Von Tag eins haben wir beschlossen, keine exklusive Brand zu sein und gewisse Leute auszuschließen, weil sie nicht cool genug sind. Wir wollten keine Marken-Identität, die nur ganz bestimmte Leute verstehen und der Rest sich fragt, was zur Hölle das soll. Wir sind eine Brand für jeden, wollen es aber richtig angehen. Das zeigt sich bei unseren Bindungen – wir haben Modelle für jede Art Snowboarder, jedes Level und wollen für jede Preiskategorie das bestmögliche Produkt stellen – und auch der Film spiegelt das wider. Wir haben in unserem Team Leute wie Scott Stevens, der einen so außergewöhnlichen Style hat, mit dem sicher nicht jeder etwas anfangen kann. Dann haben wir aber auch Leute wie Travis, Gigi Kazu und Torstein, deren Snowboarden eine viel größere Menge an Leuten anspricht. Wir wollen mit unseren Produkten für alles, was Snowboarden zu bieten hat, das ideale Equipment anbieten und genau so verhält es sich mit dem Team und diesem Film. Ich hoffe und glaube, dass jeder, ganz egal welches Stückchen Snowboarden er für sich ausgewählt hat, Zugang zu diesem Film findet.

aus: Prime Snowboarding Magazine #07