My Park Day: Noah Vicktor, Leon Vockensperger & Leon Gütl

Fotos: Patrick Steiner

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Inhaltsübersicht:

Leon Vockensperger

© Patrick Steiner
© Patrick Steiner

Der nächste junge Fahrer vom Team Snowboard Germany, den wir euch in dieser Reihe vorstellen wollen, ist Leon Vockensperger. Anders als die meisten seiner Teamkollegen ist er vergleichsweise spät dazugestoßen, doch mit seiner Motivation, seinem Drang zum Snowboarden, seinem Style und ungetrübtem Spaß am Shredden, hat er es geschafft. Wir wollten wissen, welchen Weg er gegangen ist und wie er dieTrainer von sich hat überzeugen können. Und da wir schon dabei waren, haben wir gleich noch ein paar Trick-Tipps von ihm abgeholt, die dem ein oder anderen unter euch sicher weiterhelfen.

Leon, wie bist du zum Snowboardengekommen?
Im Gegensatz zu den meisten anderenhabe ich nicht mit Skifahren angefangen,sondern direkt mit Snowboarden. Dasliegt daran, dass mein Vater eben auchSnowboard fährt und mich als dreijährigenKnirps direkt auf ein Brett gestellt hat.Naja, und dann hat das Ganze so seinenLauf genommen. Ich bin natürlich oft Pistegefahren, habe aber schon sehr früh vielZeit im Funpark verbracht. Mein Vater hatmich zum Beispiel nach Innsbruck auf dieSeegrube mitgenommen. Während er Halfpipegefahren ist, bin ich auch ein wenigdurch den Park gefahren, aber so richtigGas gegeben habe ich nicht.

Wann hat sich das geändert?
Als ich neun oder zehn Jahre alt war, bin ich das erste Mal Boxen und kleine Jumps gefahren. Meine ersten Frontside 180°s Indy Grab habe ich auch auf der Seegrube gemacht, das weiß ich noch genau. Ich habe schon damals davon geträumt, Surf-, Skate- oder Snowboard-Pro zu werden, ich wollte einfach in einer Sache wirklich gut sein. Aber die ganze Sache erschien mir ziemlich unrealistisch, wenn ich mich mit den Fahrern verglichen habe, die man im Fernsehen oder in Filmen zu sehen bekam. Ich dachte, dass der Zug für mich in Richtung Profi schon abgefahren wäre. Kurz nach meinem 13. Geburtstag hat mich mein Vater gefragt, ob ich in der kommenden Saison– das war 2013/14 – richtig Gas geben wollte. Er hatte eine Schule mit integriertem Internat gefunden, die Snowboarden förderte. Ich war sofort Feuer und Flamme für die Sache, denn bis dahin wusste ich überhaupt nicht, dass es so etwas gibt! In der Saison sind wir richtig oft zusammen snowboarden gegangen und es war anders als in den Jahren zuvor. Vorher bin ich oft schnell an einen Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr wollte und mein Vater – der mich immer schon gepusht hat – hat darauf Rücksicht genommen. Denn er ist der Meinung, dass der Spaß am Snowboarden das Wichtigste an der ganzenSache ist. Ich finde, das hat er richtig gut gemacht, denn ich habe nie die Motivation oder den Spaß verloren, im Gegenteil. Sobald ich wusste, dass es diese Schule gibt, war ich bereit, Vollgas zu geben und er hat mich dabei unterstützt.

Bist du dann direkt in der Schule aufgenommen worden?
Es gab noch ein paar andere Dinge zu erledigen. Ich bin in der Saison meine ersten Contests gefahren, wie zum Beispiel den Junior Jam oder die Bayerischen Meisterschaften. Ich habe so viel Zeit wie möglicha uf dem Berg verbracht, bin so oft es ging nach der Schule noch schnell für ein paar Stunden nach Westendorf gefahren, was ich davor nie gemacht hatte. Aber jetzt hatte ich ja ein Ziel vor Augen. Im Frühjahr 2014 gab es ein Faschings-Camp, was eigentlich eine „getarnte“ Sichtung von Snowboard Germany ist, auf der sie Ausschau nach Nachwuchsfahrern halten. Das alles wusste ich aber nicht, sondern lediglich, dass ich eine Woche am Stück snowboarden konnte. Mehr hat es nicht gebraucht, um mich zu überzeugen. Ich war aber schon recht alt und mit dreizehn Jahren gibt es andere, die schon viel weiter waren als ich. Die einzigen Tricks, die ich damals konnte, waren Wildcat, Boardslide und Frontside 360°, den ich allerdings nie sauber landen konnte.

Wie ist die Woche für dich verlaufen, bist für dich selbst weitergekommen?
Wir sind fast jeden Tag zusammen mit Andi Jügelt, Nadine Härtinger und Friedl May nach Hochkönig gefahren und ich war einfach nur gestoked, wie viele Snowboarder aus Bayern dabei waren. Ich hatte das vorher nie wirklich mitbekommen, umso mehr habe ich mich darüber gefreut. Man hat es mir angemerkt, wie motiviert ich war. In dieser Woche habe ich viel gelernt, war oft mit Thilo von Osterhausen unterwegs, der mir unter anderem den Backside 360° beigebracht hat; ein wichtiger Basic-Trick, der mir einfach gefehlt hatte. Am Ende der Woche gab es einen Contest, bei dem wir alle mitfahren mussten. Ich war ziemlich überrascht, dass ich ins Finale gekommen bin. In meinem ersten Final-Run habe ich mich beim Wildcat ziemlich auf den Hintern gesetzt, hatte also nur noch eine Chance. Der Friedl hat mir geraten, ein wenig langsamer zu machen und die Tricks zu machen, die ich sicher konnte, aber ich wollte unbedingt zeigen, was ich gelernt hatte und habe alles auf eine Karte gesetzt. Ich hatte ja nichts zu verlieren, ich hatte eine geile Woche hinter mir, bin ins Finale gekommen, also warum nicht alles probieren? Wildcat: gestanden. Backside 360° Indy Grab: perfekt gestanden. Backside Boardslide: gestanden und zum Schluss den 50-50 Frontside 180° out auch noch hinbekommen. Am Ende hat’s für Platz zwei gereicht. Ich hätte in demMoment nicht glücklicher sein können.

Okay, die Zeichen standen also gar nicht so schlecht, dass du es auf die Schule schaffen würdest. Wie und wann hast du dann erfahren, dass du’s geschafft hast?
Nach dem Contest gab es ein Einzelgespräch mit den Trainern. Sie sagten mir, dass sie stolz auf mich seien, auf meine Fortschritte und die Motivation, die ich an den Tag gelegt habe, aber dass die Entscheidung, ob ich im Internat aufgenommen würde, noch ausstünde. In dem Moment hat es sich so angefühlt, als ob für mich an diesem Punkt Schluss wäre. Trotzdem war ich nicht traurig, denn ich hatte eine super Woche hinter mir, hab viel gelernt, viel Spaß gehabt und war einen erfolgreichen Contest gefahren. Ein paar Tage später – ich war gerade auf dem Heimweg von der Schule– schrieb mir mein Dad, dass an jenem Tag der Bescheid eintreffen sollte. Ab da konnte ich keine Sekunde stillsitzen. Ich war zum Zerreißen gespannt, bin die ganze Zeit hin und hergesprungen, um nicht verrückt zu werden. Als die Postbotin kam, bin ich nach draußen gesprintet, hab ihr den Brief fast aus der Handgerissen, bin wieder rein, aber dann hat es nochmal eine Weile gedauert, bis ich den Brief öffnen konnte. Was wäre, wenn ich es nicht geschafft hätte? Als ich mich endlich überwinden konnte, ihn zu lesen, klang es erst einmal so, als ob’s nicht gereicht hätte. Erst ganz unten stand: Du hast es geschafft, du kannst ab dem nächsten Jahr aufs Internat. Da bin ich wirklich ausgerastet vor Freude! Es war alles gut ausgegangen und ich bin meinem Ziel ein großes Stück nähergekommen.

Und das ist?
Einen guten Style entwickeln, mich auf allen Ebenen immer weiter zu verbessern, meine Fähigkeiten im Backcountry weiter auszubauen, aber trotzdem gute Contests fahren. Ich möchte bei Olympia mitfahren, Air+Style, ein paar City Big Airs und dann auch bald gute Video-Parts abliefern. Kurz gesagt: ein guter Snowboarder werden.

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