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Interview Sebi Geiger

Sebi Geiger hat sich vor kurzem aus dem professionellen Snowboard-Business verabschiedet und wird sich von nun an anderen Aufgaben widmen. Sein Projekt „Different Direction“ hat er in die Hände von Filmer Sebi Madlener und Fotograf Theo Acworth gegeben. Die drei verbindet die Idee, den Spaß am Snowboarden zu zeigen. Nicht immer mit den heftigsten Tricks, aber dafür mit verdammt viel Seele. Die Reise nach Japan hat er sich bis zum Schluss aufgehoben. Ein letztes erstes Mal.

Sebi drückt sich mit einem fetten Ollie aus dem Powder Japans | © Theo Acworth
Sebi drückt sich mit einem fetten Ollie aus dem Powder Japans | © Theo Acworth

Du hast vor einigen Jahren das Projekt „Different Direction“ ins Leben gerufen. Was war die Idee dahinter?
Ich war damals an dem Punkt, an dem ich gerne als Fahrer in einer größeren Produktion dabei gewesen wäre. Ich war jedoch ein wenig zu schlecht, um auf der A-Liste zu stehen und zu gut, um einfach nur so mit meinen Homies filmen zu gehen. Also habe ich kurzerhand beschlossen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Damals sparten sich alle Filmproduktionen ihr gesamtes Material für den einen Film auf, den sie im Herbst veröffentlichen würden, aber während der Saison war nicht viel los. Aus diesem Grund habe ich begonnen, mit unseren Episoden diese Zeit zu überbrücken. Heute unvorstellbar, aber zu dem Zeitpunkt waren wir fast die einzigen, die Online-Episoden produzierten. Die Idee war immer, möglichst viele Leute zu begeistern und zu motivieren, selbst auf den Berg zu gehen und nicht nur eine kleine Zielgruppe anzusprechen. Sebi Madlener ist schon lange für Kamera und Schnitt verantwortlich.

Wie habt ihr euch gefunden?
Für die erste Episode habe ich noch mit Freelancern zusammengearbeitet, aber schon bei der zweiten war er für Film und Schnitt zuständig. Er hatte keine Lust mehr auf sein Studium, also haben wir uns zusammengetan und das Projekt vorangetrieben.

Sebi wirkt ungläubig. Über den nicht mehr zu verhindernden Tauchgang, der gleich folgt, oder wegen dem vielen Schnee? | © Theo Acworth
Sebi wirkt ungläubig. Über den nicht mehr zu verhindernden Tauchgang, der gleich folgt, oder wegen dem vielen Schnee? | © Theo Acworth

Heute hast du dich von der professionellen Seite des Snowboardens verabschiedet und die Firma deiner Eltern übernommen. Bist du zufrieden, wie sich dein Projekt über die letzten Jahre entwickelt hat?
Ja, auf jeden Fall. Ich wünschte nur, wir hätten es noch mehr geschafft, eine große Masse an Leuten fürs Snowboarden zu begeistern. Wir wollten nie etwas machen, mit dem ausschließlich die Core-Szene etwas anfangen kann, sondern etwas, mit 82 dem sich viele identifizieren können. Dabei ist der Spaß der wichtigste Faktor und das Besondere am Snowboarden. Krasse Tricks sind cool anzuschauen, aber sie schaffen keine Verbindung. Wenn du selbst kein besonders guter Fahrer bist, motivieren dich diese Tricks nicht so sehr selbst fahren zu gehen, als wenn du ein Video siehst, in dem ein paar Freunde die beste Zeit ihres Lebens haben und Dinge machen, die du dir selbst auch vorstellen könntest oder die dich inspirieren. Das hätte noch deutlicher herauskommen können, aber grundsätzlich würde ich es genau so wieder machen.

Hast du dir diesen Japan-Trip als krönenden Abschluss aufgehoben?
Lustigerweise habe ich immer gesagt, dass wenn ich einmal aufhöre, Snowboarden professionell zu betreiben, ich meine ganze Kohle nehme und für einen Japan-Trip rauspulvere! [lacht] Genau so ist es gekommen. Es gibt wenige Orte, an die ich gerne ein zweites Mal reisen möchte, aber Japan ist auf jeden Fall ganz vorne dabei.

Frühzeitiges Ende... | © Theo Acworth
Frühzeitiges Ende… | © Theo Acworth

Was war für dich der größte Unterschied zum Snowboarden in den Alpen?
In den ganzen zwei Wochen dort bin ich kein einziges Mal mit einem Lift gefahren. Hier bei uns lassen sich viele Spots mit dem Lift und anschließenden Hikes erreichen, in Japan musst du dir wirklich alles zu Fuß erarbeiten. Auch die Konsistenz des Schnees ist ganz anders und wirklich so leicht und pulvrig, wie man es immer zu hören bekommt. Und es ist arschkalt! [lacht] Wirklich! Davon erzählt sonst niemand im Vorfeld. Wir hatten fast durchgehend minus 25 Grad Celsius, damit muss man erst einmal klarkommen. Jeder erzählt immer nur wie geil der Schnee ist, aber warum ist das so? Weil es verdammt kalt ist!

War es schwierig für dich, das Projekt „Different Direction“ jetzt in die Hände von Sebi und Theo abzugeben?
Es war nicht leicht. Ich weiß, dass Sebi und Theo es gut weiterführen
werden, weil sie meine Idee teilen, aber immerhin hat mich das Projekt die letzten sieben Jahre begleitet. Für einen 27-Jährigen ist das eine prägende Zeit, in der einiges passiert. Aber es ist ein guter Zeitpunkt für mich, etwas Neues anzufangen und ich freue mich, dass es mit dem Projekt auch ohne mich weitergehen wird.

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