Benny Urban’s Travel Log. Die Silbermedaille beim X Games Real Snow ist der Beweis, dass sich Benny Urban’s Entscheidung richtig war, seine nun schon zweite Saison hauptsächlich in Salt Lake City zu verbringen. Doch die USA waren nur eine Station seines Travel Logs…

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  • Datum: 27.12.2016 bis 15.01.2017
  • Media:  2 Fotografen (Scotty Arnold, Bob Plumb), 1 Filmer (Justin Meyer)
  • Rider: Videograss-Crew ( Jake OE, JP Walker, Zake Hale, Jake Welch, Jeremy Jones etc.)
  • Gear: 4 x Pick-up-Trucks, 1 x Winch, 6 x Schneepusher, 1 x Bungee
  • Zusammengefasst: amerikanisch, entspannt, professionell
  • Outcome: 6 Videoshots, 5 Fotos + reichlich Instagram-Content
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  • Datum: 18.01.2017 bis 06.02.2017
  • Media: 1 Fotograf (Cole Martin), 1 Filmer (Harry Hagan)
  • Rider: Vans Team (Danimals, Dillon Ojo, Cole Navin)
  • Gear: Mercedes Van, 1 x Bungee, 4 x Schaufeln, 2 x Schneepusher, Schleifstein und Harz
  • Zusammengefasst: aufregend, produktiv, bereichernd
  • Outcome: 9 Videoshots, 7 Fotos
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  • Datum: 12.03.2016 bis 26.03.2016
  • Media: 1 Fotograf (Matt Georges), 1 Filmer (Alex Pfeffer)
  • Rider: Vans Europe Team (Will Smith, Antti Jussila, Kevin Trammer)
  • Gear: Lada Van, 1 x defekte Winch, 1 x Bungee, Feilen, Wodka und Zigaretten
  • Zusammengefasst: Augen öffnend, trostlos, ernst
  • Outcome: 8 Videoshots, 8 Fotos
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Benny Urban hat sich schon sehr früh gegen eine Contest-Karriere entschieden und sich stattdessen auf das Filmen konzentriert. In den vergangenen zwei Jahren hat sich diese Entscheidung als richtig erwiesen, denn Benny ist einer der wenigen Deutschen, die den Sprung ins internationale Filmgeschäft geschafft haben. Vergangenen Winter filmte der Nitro-Teamfahrer für Videograss und das Vans-Teammovie. Wie viel Aufwand es bedeutet, Filmmaterial für ein paar Minuten Snowboard-Action zu produzieren, verdeutlicht dieser Log über Bennys letzte Saison, der die drei Filmstationen Salt Lake City, Chemnitz und Sibirien abbildet. Klappe auf für Benny Urban.

Salt Lake City, Utah

Salt Lake City | © visitsaltlake.com/ABarker
Salt Lake City | © visitsaltlake.com/ABarker

„Salt Lake City im Bundestaat Utah ist die Heimat vieler Pioniere des Freestyle-Snowboardens und wird nicht umsonst in der Szene meist als ‚Mekka‘ oder ‚Hub‘ bezeichnet. Durch die unmittelbare Nähe der Berge zur Großstadt, entsteht eine interessante Kombination aus Abenteuerleben in der Natur und Stadtkultur.

Durch die großartige Gelegenheit und Erfahrung, bereits im vergangenen Jahr mit der in SLC ansässigen Filmproduktion ‚Videograss‘ filmen zu dürfen, habe ich diesen Winter den Sprung ins kalte Wasser gewagt und mich dazu entschieden, im Herbst ins ‚Hub‘ nach SLC zu ziehen.

Die Bone Zone nicht weit der Stadtgrenze von Salt Lake | © Google
Die Bone Zone nicht weit der Stadtgrenze von Salt Lake | © Google

Meine Idee war es vor Ort zu sein, sobald es darum geht, die ersten und gleichzeitig letzten Aufnahmen für das aktuelle Videograss-Projekt ‚Visitors‘ einfangen zu können. Meine Erwartungen und die Vorfreude waren wirklich groß, als ich mich Ende Oktober in den Flieger setzte und an nichts anderes mehr denken konnte, als endlich in der ‚Bonezone‘ mein Board anschnallen zu können. Die ‚Bonezone‘ ist ein kleines Areal in den Bergen von Brighton und Solitude, im sogenannten Big Cottonwood Canyon. Dort haben die Locals über die letzten Jahre hinweg einen wirklich beeindruckenden handgebauten Snowboard-Park auf die Beine gestellt, der hauptsächlich aus hölzernen Rails und kreativen Features besteht. Und tatsächlich bin ich in den Genuss gekommen, mich dort durch den kompletten November hindurch einzufahren, bis der erste Schnee in der Stadt gefallen war und wir für Videograss anfingen zu filmen.

Die Bone Zone ist ein DIY-Wood-Park | © Brightonresort.com
Die Bone Zone ist ein DIY-Wood-Park | © Brightonresort.com

In Salt Lake fühlt sich die Herangehensweise an Snowboarden und speziell Filmen und Fotografieren extrem natürlich an, da man wirklich alles direkt vor der Haustür hat. Man trifft sich vormittags im ‚Railgardens‘ fährt sich ein wenig ein, holt sich im Anschluss auf dem Weg zu den Filmspot einen kleinen Snack und dann heißt es: ‚Jetzt wird eingetütet!‘. Meine Erfahrung im ‚Hub‘ des Urban Snowboardings war einfach super angenehm und ich hatte eine wirklich gute, produktive und stressfreie Zeit vor Ort und kann nur jedem Street-Fahrer empfehlen, sich einmal die Salt Lake City-Experience reinzuziehen.“

Foto: Scotty Arnold
Foto: Scotty Arnold

Diesen Spot habe ich letzten Sommer in Salt Lake entdeckt, da er sich direkt neben einem der besseren Skateparks befindet. Vergangenen Januar war dann endlich genug Schnee, um den ‚Curved-Up-Baum‘ in Angriff zu nehmen! Die Schwierigkeit bei diesem Spot war, mit der richtigen Geschwindigkeit in den nach oben gebogenen Ast zu springen, da es direkt um die Kurve und nach oben ging. Das Gefühl kam einem Wallride gleich, nur das hinten und vorne direkt Absturzgefahr drohte.

Benny Urban's Travel Log
Fotos: Scotty Arnold

Das war einer der ’sketchiesten‘ Spots des Winters für mich, da wir vom Dach runter winchen mussten und ich jedes Mal das Seil im Mund mit hochnehmen musste. Zudem war die ganze Anfahrt auf einem extrem dünnen Wellblechdach, was nicht gerade für Wohlbefinden sorgte, wenn ich da oben meine Bindung anschnallte.

Chemnitz

Benny Urban's Travel Log„Chemnitz ist definitv einer der letzten Orte, die man mit Snowboarden in Verbindung bringt. Nichtsdestotrotz stand die Stadt und ihr Umland schon lange auf meiner To-do-Liste. Diesen Winter war es nun soweit, dass ein glücklicher Zufall dazu geführt hatte, Teile des Vans Global Teams nach Chemnitz zu locken, um dort für den neuen Team Movie ‚Landline‘ zu filmen.

Ende Januar saß ich bei Chris Grenier zu Hause auf der Couch und unterhielt mich mit dem Director vom neuen Vans Team Movie, Tanner Pendleton. Tanners Kopf rauchte förmlich beim Grübeln, wo die Crew als nächstes hinreisen könnte, um Street Footage für den Film zu sammeln, da es überall auf dem nordamerikanischen Kontinent schnee-technisch eher mager aussah. Chemnitz ist schon seit längerem in meiner Wetter-App gespeichert. An diesem Tag auf der Couch sahen wir dann, dass für Chemnitz 50 cm Neuschnee und zwei Wochen lang Minusgrade vorhergesagt waren. Diese überraschenden Nachrichten haben dazu geführt, dass wir letztlich fast schon panisch innerhalb von zwei Tagen die Crew zusammengetrommelt haben, Flüge buchten und uns im Flieger nach Deutschland wiederfanden.

Benny Urban's Travel Log
Tanner Pendleton | © Vans

In Chemnitz angekommen, erwarteten uns vielversprechende Schneeverhältnisse und die Euphorie stieg sichtlich im Minutentakt. Es war ein beinahe surreales Erlebnis für mich, am ersten Morgen mit den Jungs zur Metzgerei des lokalen Supermarktes zu fahren und Ihnen eine ‚Leberkäsesemmel‘ zu bestellen. Die deutsche Fleischkäsesemmel hat ihnen nach anfänglicher Skepsis aber sichtlich gut gescheckt! Da zuvor noch niemand von uns in Chemnitz war oder es Erfahrungsberichte von anderen Crews gab, investierten wir den ersten Tag zum ‚Spot-Scouten‘, sodass wir einen Plan für die Folgetage schmieden konnten und ein Gefühl für die Stadt und ihre Umgebung entwickeln konnten.

Nach relativ erfolgreicher Spotsuche ging es am zweiten Tag auch schon direkt mit der Filmerei los. Schon nach einer Stunde stand die Polizei auf dem Plan. Allerdings nicht um uns zu verjagen, sondern um für uns die Straße zu sperren, damit wir uns keine Gedanken um die fahrenden Autos im Outrun mach mussten. Man kann sich vorstellen wie die Amis reagiert haben: ‚We love Germany!‘ Somit war auch die Reise nach Chemnitz jeden Cent Wert und wir haben bekommen was wir wollten: viele coole Spots, die zuvor auch noch nie mit einem Snowboard gefahren bzw. gefilmt wurden.“

Foto: Cole Martin
Foto: Cole Martin

Was ein toller Spot, allerdings war er alles andere als perfekt. Die Mischung aus Aluminium-Rail und zerbrechlichem Glas-Wallride, verursachte ein etwas mulmiges Bauchgefühl im Vorfeld. Wir entschieden uns am Vorabend, den Spot perfekt zu präparieren und frühmorgens zu shooten, wenn noch nichts in den Straßen los sein würde, da uns auch der Kick-Out-Faktor extrem hoch erschien. Glücklicherweise hat das Glas gehalten und wir konnten nach erfolgreicher Session frühstücken gehen, bevor sich jemand über unser Treiben beschweren konnte.

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Novosibirsk, Russland

hBenny Urban's Travel Log„Sibirien liegt für viele Menschen gefühlt hinter dem Ende der Welt. Zu deutsch: ‚am Arsch der Welt‘. Genauso fühlt sich die Reise in die 3.300 km von Moskau östlich gelegene Stadt Novosibirsk auch an. Dort ist es kalt, düster und trostlos, jedoch gibt es hier viel Schnee und jede Menge Jibspots, was die Entscheidung brachte, dort den Vans ‚First Layer‘-Trip zu starten.

Benny Urban's Travel Log
Eine verdammt weite Reise…

Die Reise nahm ihren Lauf am Münchner Flughafen mit einmal Umsteigen in Moskau, bevor es mit einer kleinen, klapprigen Maschine weiter in den kalten Osten ging. In Moskau angekommen, wollten wir uns ein letztes Mal den Bauch so richtig mit ‚westlichem Essen‘ vollschlagen, bevor es für die nächsten 14 Tage nur noch Borschtsch geben sollte. Die großen, gierigen Augen haben dann leider dazu geführt, dass wir letzten Endes für drei Bier und ein paar Kartoffeln 80,- € pro Kopf in der Russland-Metropole auf den Tisch legen mussten. Welcome to Russia!

Bei der Leihwagenübergabe in Novosibirsk, kam es in Form eines zu kleinen Wagens dazu, dass wir unsere acht Boardbags, fünf Reisetaschen und acht Personen nicht in den Wagen bekamen bzw. die Tür nicht mehr zu schließen war. Die gute Laune wich der Erkenntnis, dass wir einen anderen, größeren Wagen brauchten. Das funktioniert hier aber nur mit etwas zusätzlichem Budget. Welcome to Russia! Trotz der erneuten Abzocke ließen wir uns die Laune nicht verderben und starteten in das Abenteuer, das schon bei unserem viel zu kleinen Airbnb-Appartement in einer Plattenbau-Siedlung begann. Der erste Tag stand auch hier im Zeichen des Spot-Scoutens. Erwartet haben uns Kinkrails, Kinkrails und nochmal Kinkrails. Die Russen lieben Stahl! Wir hielten also Ausschau nach alternativen Spots, um etwas Abwechslung in die Kinkrail-Schwemme zu bringen. Mit Kreativität und Konsequenz haben wir dann auch ein wirklich abwechslungsreiches Setup für unsere Shootings erspähen können.

Benny Urban's Travel Log
Benny nimmt Kontakt mit den Locals auf und Alex Pfeffer filmt Will Smith, der seine Ollie-Power aufs Maximum pusht

Mit einer kaputten Winch, einem Haufen Kinkrails, aber einer trotzdem gut gelaunten Crew hat sich der Trip dann in eine sehr bereichernde Abenteuerreise entwickelt, die dazu geführt hat, dass man sich als ‚Westler‘ sehr privilegiert schätzen darf. Wir hatten in Sibirien eine wirklich gute und produktive Zeit erlebt und die Reize der Gegend erfahren. Aber trotzdem würde ich nie und nimmer an diesem unmenschlichen Ort leben wollen.“

Benny Urban's Travel Log
Foto: Matt Georges

Der Spot hatte einen perfekten Inrun-Hügel, jedoch reichte der Speed von dort nicht aus, um auf oder über den Basketballkorb zu kommen. Somit war ich auf einen sogenannten ‚Bro-Tow‘ angewiesen. Heißt, eine Art Schleuder-Start-Technik, bei der dich zwei Leute anziehen. Als wir den Dreh für die richtige Anfahrtstechnik raus hatten, funktionierte der Spot glücklicherweise einwandfrei.

Aus: Prime Snowboarding Magazine #13